Vortrag
Donnerstag, 26.4.2018, 19h

Dr. Wolfram Eilenberger

Autor und Philosoph, Berlin

Zeit der Zauberer. Das Große Jahrzehnt der Philosophie

Gesprächsleitung: René Aguigah, Berlin

Die Jahre 1919 bis 1929 markieren eine Epoche unvergleichlicher geistiger Kreativität, in der Gedanken zum ersten Mal gedacht wurden, ohne die das Leben und Denken in unserer Gegenwart nicht dasselbe wäre. Wolfram Eilenberger erweckt die Philosophie der Zwanziger Jahre und mit ihr ein ganzes Jahrzehnt zwischen Lebenslust und Wirt-schaftskrise, Nachkrieg und aufkommendem Nationalsozialismus zum Leben. Der kometenhafte Aufstieg Martin Heideggers und dessen Liebe zu Hannah Arendt; der taumelnde Walter Benjamin, dessen amour fou auf Capri mit einer lettischen Anarchistin ihn selber zum Revolutionär macht; der Genius und Milliardärssohn Wittgenstein der, während er in Cambridge als Gott der Philosophie verehrt wird, in der oberösterreichischen Provinz vollkommen verarmt, Grundschüler unterrichtet; und schließlich Ernst Cassirer, der Jahre vor seiner Emigration in den bürgerlichen Vierteln Hamburgs am eigenen Leib den aufsteigenden Antisemitismus erfährt: In den Lebenswegen und dem revolutionären Denken dieser vier Ausnahmephilosophen sieht Wolfram Eilenberger den Ursprung unserer heutigen Welt begründet. Der Rückblick auf die Zwanziger Jahre ist Inspiration und Mahnung zugleich.

Wolfram Eilenberger, Bestsellerautor, war langjähriger Chefredakteur des Philosophie Magazins. Er ist ZEIT-Kolumnist, moderiert die Sternstunden der Philosophie im Schweizer Fernsehen und ist Programmleiter der phil.cologne. Seit November 2017 ist er Programmleiter des Berliner Nicolai-Verlags. Zuletzt erschienen u.a.: Der Tatort und die Philosophie (2014); Philosophie für alle, die noch etwas vorhaben (2011); Finnen von Sinnen (2010).

René Aguigah, Kulturjournalist und Moderator, leitet das Ressort Kultur und Gesellschaft des Deutschlandradio Kultur. Seit 2013 gehört René Aguigah der Jury für den Preis der Leipziger Buchmesse an.