Vortrag
Donnerstag, 26.6.2014, 10:15h

Hans Julius Schneider

Professor für Philosophie, Universität Potsdam

Was ist das Spielerische am Sprachspiel?

Nach einer Betrachtung von Wittgensteins erfolgreicher Lösung eines semantischen Problems durch einen Vergleich der Sprache mit dem Schachspiel wird seine Bestimmung des Ausdrucks ‚Sprachspiel’ in den PU dargestellt. Um vom Spiel zum Spielerischen zu gelangen wird zuerst die Offenheit des Schachspiels genauer betrachtet und dann Wittgensteins zweites Vergleichsobjekt, der logisch-mathematische Kalkül. Wie verhält sich hier die deutliche Abgrenzung von Sprache und Kalkül, die zu einem Begriff des Spielerischen führen kann, zu den auch in den Philosophischen Untersuchungen noch anzutreffenden affirmativen Textstellen über die Kalkül-Seite der Sprachspiele?
Die These des Vortrags lautet, dass die Sprachkompetenz keine bloße Regelkompetenz ist und ihr eine solche auch nicht zugrunde liegt; sie enthält die Fähigkeit, Regeln sinnvoll zu verändern. Abschließend wird der Spielbegriff von Johan Huizinga zum Vergleich herangezogen. Dessen These vom Ursprung der Kultur im Spiel lässt sich vielleicht auf das Sprachspiel übertragen, aber dann ist ein anderer Spielbegriff einzusetzen als der von Huizinga.

Hans Julius Schneider studierte Philosophie, Germanistik, Anglistik und Linguistik in Berlin, Austin/Texas und Erlangen; 1983–1996 Professor am Interdisziplinären Institut für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte der Universität Erlangen; 1996–2009 Lehrstuhl für systematische Philosophie/Erkenntnistheorie an der Universität Potsdam; Professor emeritus.
Veröffentlichungen (Auswahl): Pragmatik als Basis von Semantik und Syntax (1975); Phantasie und Kalkül. Über die Polarität von Handlung und Struktur in der Sprache (1992; Taschenbuch 1999); Religion (2008); Wittgenstein’s Later Theory of Meaning. Imagination and Calculation. With a Foreword by Charles Taylor (2014). Zahlreiche Aufsätze zu Themen der Religionsphilosophie, Sprachphilosophie und Ästhetik.