Ausstellung
8.7.2011
Einsteinhaus, Am Waldrand 15/17, 14548 Caputh

Andor Orand Carius

Kurator

Spuren verstreuter Kontinuität. Historische Fotos zu Einsteins Gästebuch in Caputh

Im Sommer 1930 trafen sich die beiden Nobelpreisträger Rabindranath Tagore und Albert Einstein in Caputh und in der Villa Mendel am Wannsee zu Gesprächen. Beide standen zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt ihres Ruhms: Tagore als Botschafter östlicher Weisheit, als Reformer und gefeierter Schriftsteller; Einstein als Denker und Revolutionär des physikalischen Weltbildes.
Mit ihrer Gastfreundschaft und ihrem kulturell aufgeschlossenen Haus spielte die mit Einsten befreundete Familie Mendel, eine natürliche Vermittlerrolle. In ihrer Villa am Wannsee und auch in Einsteins Haus in Caputh fanden inspirierte Begegnungen und Gespräche zwischen berühmten Zeitgenossen aus aller Welt statt. 1926 lernte der Dichter-Philosoph Rabindranath Tagore, der “Goethe Indiens,” Mendels kennen und war mit seinem Sekretär und dessen Frau dort zu Gast. Bei seinem nächsten Besuch in 1930 verbrachten Tagore und seine Begleiter auf ihrer Europareise zweimal mehrere Wochen in Mendels Villa am Wannsee und führten danach ihre Gespräche noch einige Jahre brieflich weter.
1933 wurde die Fortsetzung dieser kosmopolitischen Kontakte unterbrochen und die Menschen in alle Welt verstreut. Viele Dokumente und Fotos gingen in den Wirren des 2. Weltkrieges verloren. Die Bilder dieser Ausstellung sind eine “recollection-reconnection” dieses Lebenszusammenhanges. Sie zeigen Freunde und Bekannte von Einstein in ihrer Umwelt von damals. Die meisten davon hatten auch Kontakt mit Einstein in Caputh. Angehörige der Mendel Familie und Nachfahren von dort Bediensteten, stellten mir diese Bilder zur Verfügung. Um den kulturhistorischen Kontext dieser Jahre zu ergänzen, fügte ich Dokumente aus dem Zeitungsarchiv der Berliner Staatsbibliothek und anderen Quellen bei.

Andor Carius alias Andor Orand ist Konzeptkünstler, Multimedien- und Performancekünstler, Autor und Musiker. Er wurde in Pforzheim geboren, studierte Philosophie und Soziologie in Heidelberg. Er lebt seit 1969 in Princeton und New York und ist mittlerweile amerikanischer Staatsbürger. In seinen Performances, Ausstellungen, Installationen und Multimedia Lectures widmet er sich dem Verhältnis von Kunst, Wissenschaft, Technik und der Globalisierung sowie der Dynamik zwischen wissenschaftlich-technischer und ethnisch-traditioneller Kultur. Ausstellungen: Gemma Art Foundation, Princeton (2008); Ramapo College, NJ (2006); Experimental Intermedia, New York (2005), DAI Heidelberg (2004); Biennale Turin (2002); Galerie P 13, München (2001); Kunsthalle Düsseldorf (2000); NGBK Berlin (1999). Er dramatisierte die Tagore-Einstein Gespräche bei Tagore-Festivals in New York und New Jersey (2003) und Heidelberg (2006). Er hat die Gesprächsprotokolle der Treffen Tagores mit Einstein ins Deutsche übersetzt und Anmerkungen zu ihrem zeitgeschichtlichen Kontext verfasst (in: Das Goldene Boot, 2005).

Die Ausstellung ist bis zum 30. Oktober samstags, sonntags und feiertags von 10 – 18 Uhr zu sehen