Untersuchungen im zeitgenössischen Russland beschäftigen sich mit zwei vorherrschenden Formen der Freundschaft: einerseits mit der engen zwischenmenschlichen Gefühlsbindung, andererseits mit einer instrumentellen Variante, wie man sie etwa in Patronage- und Klientelverhältnissen oder in Gruppen, die sich wirtschaftlich oder politisch durchsetzen wollen, finden kann. Dabei werden jedoch zwei andere Freundschaftstypen übersehen: die in internationalen Verträgen festgeschriebene Freundschaft zwischen einzelnen Ländern und die antike politick philia, die auch heute noch gelegentlich vorkommt. Der Vortrag betrachtet die vielfältigen Formen freundschaftlicher Beziehungen im Lichte der klassischen republikanischen Tradition und fragt danach, ob eines dieser Konzepte geeignet ist, die Inseln republikanischer Freiheit im zeitgenössischen Russland zu vergrößern.