Lecture
Wednesday, Oct 26, 2011, 7 PM

Julian Nida-Rümelin

Professor für Philosophie, Ludwig-Maximilians-Universität München

Ökonomie und Ethik

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Susan Neiman, Potsdam

Für eine humane Ökonomie stehen Wirtschaft und Gesellschaft in einer moralischen Beziehung. Eine rein rational ökonomisch handelnde Persönlichkeit muss am Ende scheitern, weil sie nachhaltige Bindungen und Verantwortlichkeiten nur zur Optimierung des Eigennutzes eingehen und so isoliert würde. Werte und Tugenden wie Verlässlichkeit, Urteilskraft, Entscheidungsstärke, Besonnenheit, Autarkie und Empathie, Loyalität und Respekt, Gerechtigkeit und Charakter sind daher von herausragender Bedeutung. Eine entfesselte ökonomische Rationalität würde das Ende jeder humanen Kultur bedeuten, aber eine Gesellschaft ohne ökonomisch effiziente Praxis würde erstarren, technologisch zurückfallen, bürokratisch verknöchern, hierarchisch werden. Nur eine humane Ökonomie kann das technologische, politische und kulturelle Potential nutzen, um einen frühzeitigen Übergang zu nachhaltigem Wirtschaften zu finden, begleitet von einer neuen technologischen Dynamik.

Julian Nida-Rümelin studierte Philosophie, Physik, Mathematik und Politikwissenschaft in München und Tübingen. Nach einer Gastprofessur in den USA übernahm er Lehrstühle an den Universitäten Tübingen und Göttingen; seit 2009 lehrt er Philosophie an der Universität München. 1998–2000 war Nida-Rümelin Kulturreferent der Landeshauptstadt München und 2001–2002 als Kulturstaatsminister Mitglied der Bundesregierung. Seit 2008 ist er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie. Zuletzt erschienen: Die Optimierungsfalle. Philosophie einer humanen Ökonomie (2011); Verantwortung (2011); Philosophie und Lebensform (2009); Politische Philosophie der Gegenwart. Rationalität und politische Ordnung (2009).