Lecture
Wednesday, Nov 29, 2006, 7 PM

Herbert Molderings

Professor für Kunstgeschichte, Ruhr-Universität Bochum

Kunst als Wissenschaftskritik. Zu Marcel Duchamps Werk 3 Kunststopf-Normalmaße

Gesprächsleitung: Prof. Bogomir Ecker, Braunschweig

Kunst sei das einzige, was Leuten übrig bleibe, die der Wissenschaft nicht das letzte Wort überlassen wollen, hat Marcel Duchamp einmal konstatiert. Seit 1913 hat er neue künstlerische Ausdrucksformen entwickelt, um den rationalistischen, szientistischen Blick auf die Welt zu ironisieren. Zu diesem Zweck mußte er die Denkmodelle der zeitgenössischen Physik in die künstlerische Arbeit integrieren. Das Werk, in dem sich diese neue Orientierung zum ersten Mal vollzog, waren die 3 Kunststopf-Normalmaße von 1913/14. Mit ihm verschob sich in Duchamps Oeuvre das Ziel der Kunst vom Bild zum Experiment, die Methode künstlerischer Arbeit vom malerischen und skulpturalen Handwerk zur Forschung. Dieser Paradigmenwechsel hat große Teile der Kunst des 20. Jhds. völlig neu ausgerichtet. Die bildende Kunst wurde zu einem Experimentalsystem sui generis.

Herbert Molderings beschäftigt sich vornehmlich mit der Kunst der ersten Hälfte des 20. Jhds. sowie der europäischen Fotografie der 20er und 30er Jahre. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen: UMBO – Otto Umbehr (1902-1980) (1996); Marcel Duchamp. Parawissenschaft, das Ephemere und der Skeptizismus (1997); Laszlo Moholy-Nagy. Photographies – Photomontages – Photogrammes (1998); Gerhard Merz. Ein Künstler des Agnostizismus (2000); Kunst als Experiment. Marcel Duchamps „3 Kunststopf-Normalmaße“ (2006).

Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin