YouTube

By loading the video, you agree to YouTube's privacy policy.
Learn more

Load video

Die globale Diversität der Sprachen


Lecture
Wednesday, Nov 8, 2017, 7 PM

Ernst Kausen

Professor em. für Mathematik und Theoretische Informatik, Technische Hochschule Mittelhessen, Gießen

Die globale Diversität der Sprachen

Gesprächsleitung: Dr. Rüdiger Zill, Potsdam

Es gibt verschiedene Methoden, Ordnung in die etwa 6000 Sprachen zu bringen, die heute auf unserem Planeten gesprochen werden. Man kann sie areal gliedern, z.B. die Sprachen Europas, Südostasiens oder auch Nigerias betrachten. Linguistisch relevanter ist die typologische Einteilung nach gleichen oder ähnlichen strukturellen Merkmalen. So haben z.B. das Englische und das Chinesische den gemeinsamen Charakter einer isolierenden Sprache, bei der Nomina und Verben nicht oder kaum durch Flexion verändert werden. Die wichtigste Klassifikationsmethode ist aber die genetische. Dabei werden all jene Sprachen zu einer Sprachfamilie zusammengefasst, die von einer gemeinsamen Ur- oder Protosprache abstammen; die Rekonstruktion einer Protosprache ist die Aufgabe der vergleichenden oder historischen Sprachwissenschaft.

Die erste große Sprachfamilie, die seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wissenschaftlich untersucht wurde, ist die indogermanische (auch indoeuropäische). Sie umfasst die meisten Sprachen Europas – die germanischen, romanischen, keltischen, baltischen und slawischen Sprachen sowie Griechisch und Albanisch. Dazu kommen noch Armenisch im Kaukasus sowie die zahlreichen iranischen und indoarischen Sprachen. Insgesamt gibt es etwa 220 lebende indogermanische Sprachen mit zusammen mehr als drei Milliarden Sprechern.

Die wissenschaftlichen Ideen, die bei der Untersuchung des Indogermanischen entwickelt wurden – also die historisch-vergleichende Methode – hat man bald auch auf andere Sprachenkreise der Welt angewandt. 25 Familien weltweit haben mindestens eine Million Sprecher, insgesamt geht die Forschung heute von rund 170 Familien mit mindestens zwei Sprachen und von weiteren 170 isolierten Sprachen aus, die mit keiner anderen Sprache genetisch verwandt sind.

Ernst Kausen ist nicht nur Mathematiker und Informatiker, sondern auch einer der kenntnisreichsten Sprachwissenschaftler. Zuletzt erschienen: Die Sprachfamilien der Welt, Bd. 1: Europa und Asien (2013); Bd. 2: Afrika – Indopazifik – Australien – Amerika (2014); Die Sprachen der Welt. Ernst Kausen erzählt (Audiobook, 2016).