Vortrag
Donnerstag, 14.5.2009, 19h

Carolin Emcke

Autorin, Berlin

Jenseits der Rhetorik. Gaza nach dem Krieg

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Susan Neiman, Potsdam

“Vom Leben und Sterben in Gaza” – wie sieht Gaza nach dem Krieg aus? Was für ein Leben gibt es – jenseits der Gewalt? Die Bilder, die uns aus Gaza erreichen, erzählen zumeist Geschichten der Gewalt, der inneren oder der äußeren. Die Nachrichten konzentrieren sich auf diejenigen, die die ikonographische Bildpolitik beherrschen: die Hamas oder das israelische Militär. Von der sozialen Textur der Gesellschaft erfahren wir über diese Art der medialen Inszenierung des Konflikts in und um Gaza sehr wenig. Dichte Beschreibungen des Lebens und Sterbens in Gaza gelingen nur durch eine Verlangsamung des Blicks und auch des Urteils, das immer schon Schuld und Verantwortung zugeschrieben hat, und sich allzu oft um die Details nicht schert.

Carolin Emcke studierte Philosophie, Politik und Geschichte in London, Frank-furt am Main und Harvard und promovierte in Philosophie über den Begriff “Kol-lektive Identitäten”. Von 1998–2006 war sie Redakteurin beim Spiegel und als Auslandsredakteurin in vielen Krisengebieten (Afghanistan, Pakistan, Kosovo, Irak, Kolumbien, Libanon u.a.). Seit 2007 arbeitet sie als freie internationale Reporterin, u.a. für das Zeit-Magazin. Für ihr Buch Von den Kriegen wurde sie 2005 mit dem Preis “Das politische Buch” der Friedrich-Ebert-Stiftung und 2006 mit dem Förderpreis des Ernst-Bloch-Preises ausgezeichnet. Für ihr im Zeit-Magazin LEBEN erschienenes Essay “Stumme Gewalt” erhielt sie 2008 den Theodor-Wolff-Preis.