Vortrag
Dienstag, 29.11.2011, 19h

Amr Bargisi

Director of Programs, Egyptian Union of Liberal Youth, Cairo; Albert Einstein-Fellow, Caputh

Is an Islamic Haskalah Possible? Natural Right in Communities Dominated by Religion

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Christoph Schulte, Potsdam

Der islamistischen Ideologie liegt ein Gesetzeskonzept zu Grunde, das dem Westen fremd, wenn nicht gar unverständlich ist: Die gesamte menschliche Existenz wird einer Bindung unterstellt, dem Dienst an Gott. Das islamische Recht unterläuft alle westlichen Unterscheidungen zwischen privat und öffentlich, Individuum und Gesellschaft, Kirche und Staat, sogar Vernunft und Offenbarung. Dieses Recht ist nicht bloß ein göttliches Gebot; es ist ein Regelwerk, das die gesamte Welt in allen Details so beschreibt, wie sie zu sein hat. Je mehr dieses Gesetz befolgt und durchgesetzt wird, um so schmaler wird die Kluft zwischen dem, was ist, und dem, wie es sein sollte. Im Bestreben, diese Lücke gänzlich und für immer zu schließen, erheben die Islamisten einen totalen Anspruch auf die Kontrolle der Gesellschaft.
Die derzeitige Ausbreitung des Islamismus, ironischerweise durch die Dynamik der westlichen Demokratie bestärkt, drängt uns zur Frage nach den Werten, die wir als moderne Subjekte für wichtig und selbstverständlich halten, sowie nach deren Grundlagen. Zur westlichen Auseinandersetzung mit den Konsequenzen des islamischen Rechts gehört eine bewusste Rückkehr zum Naturrecht als Grundlage von Moral und Politik. Es kommt darauf an, das von Leo Strauss benannte theologisch-politische Problem – den Konflikt zwischen Athen und Jerusalem, zwischen der politischen Philosophie und politischen Theologie – zu lösen.

Amr Bargisi studierte Philosophie an der Ain-Shams-Universität in Kairo und ging anschließend mit einem Doktorandenstipendium an die Universität Chicago. Er lebt in Kairo und ist als Programmleiter der Ägyptischen Union der Liberalen Jugend politisch aktiv. Derzeit ist er Albert Einstein-Fellow des Einstein Forums und der Daimler und Benz Stiftung.

Christoph Schulte ist Professor für Philosophie und Jüdische Studien an der Universität Potsdam. Veröffentlichungen u.a.: Die jüdische Aufklärung (2002) sowie Psychopathologie des Fin de siècle (1997).

Veranstaltung in englischer Sprache

Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Daimler und Benz Stiftung, Ladenburg