Vortrag
Dienstag, 6.1.2015, 19h

Heike Wiese

Professorin für Deutsche Sprache der Gegenwart, Universität Potsdam; Sprecherin, Zentrum „Sprache, Variation und Migration“

Gehört Kiezdeutsch zu uns? Hochdeutsch, Dialekte und sprachliche Abgrenzung

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Uli Reich, Berlin

Mit Kiezdeutsch hat sich eine neue Variante des Deutschen entwickelt, die in Alltagsgesprächen, besonders unter Jugendlichen, in Wohngebieten wie Berlin-Kreuzberg gebraucht wird, in denen viele Kinder mehrsprachig aufwachsen. Eine genauere Betrachtung von Kiezdeutsch zeigt, dass dieser neue Sprachgebrauch systematischen Regeln folgt und dabei viel mit anderen umgangssprachlichen Stilen und Dialekten des Deutschen gemeinsam hat: Kiezdeutsch zeigt sich hier als integrierter Teil des Deutschen, der der bunten Vielfalt, die unsere Sprache kennzeichnet, noch eine weitere Facette hinzufügt. In der öffentlichen Debatte zu Kiezdeutsch finden wir jedoch oft eine vehemente Ablehnung dieses Sprachgebrauchs und seiner Sprecher/innen, die weit über eine bloße Stilkritik hinausschießt. Was sind die Gründe für diese Vehemenz? Der Vortrag diskutiert einige typisch deutsche Merkmale von Kiezdeutsch und untersucht dann die öffentliche Debatte hierzu.

Heike Wiese, Promotion 1997, Habilitation für Theoretische und Germanistische Linguistik 2006, ist seit 2006 Professorin am Institut für Germanistik der Universität Potsdam. Zuvor war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für deutsche Sprache und Linguistik der Humboldt-Universität zu Berlin sowie 2005-2006 Gastprofessorin am Linguistics Department der Yale University. Buchveröffentlichungen: Kiezdeutsch. Ein neuer Dialekt entsteht (2012); Numbers, Language, and the Human Mind (2003); zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften.

Uli Reich lehrt Romanische Sprachwissenschaft an der Freien Universität Berlin.