Vortrag
Freitag, 31.1.2014, 15h

Bruno Preisendörfer

Die Polizei der Freuden. Wie kommen Massen in Bewegung?

Die Polizei soll der „Maitre des Plaisirs des großen Haufens“ sein, forderte Johann Peter Frank im System einer vollständigen medicinischen Policey von 1783. Das 18. Jahrhundert ist gewissermaßen die Inkubationsphase einer modernen Administration der Masse, die damals noch als „der große Haufen“ firmierte. Die „Policey“ umfasste dabei nicht nur die Einsatzkräfte im engeren Sinn, sondern bezog sich auf die Gesamtheit administrativer Steuerung von der Erarbeitung von Vorschriften in den Regierungsbüros über die Kontrolle der Einhaltung dieser Vorschriften bei der Bevölkerung bis zur Gewaltanwendung bei Widersetzlichkeiten und Tumulten. Die „Polizei der Freuden“, wie Justus Möser es in seinen Patriotischen Phantasien nannte, hat dafür zu sorgen, dass „die Torheit ausgären“ kann, „damit sie das Fass nicht sprenge“.

Bruno Preisendörfer, born in 1957, lives in Berlin. He studied German literature, political science, and sociology at the Goethe University in Frankfurt am Main and at the Free University Berlin. He received his MA in German literature in 1986, and his PhD in political science in 1997. From 1987 to 1999 he edited journals on various topics. Since 1999 he has been a freelance journalist and writer. Latest publications: Staatsbildung als Königskunst: Ästhetik und Herrschaft im preußischen Absolutismus (2000); Das Bildungsprivileg: Warum Chancengleichheit unerwünscht ist (2008); Candy oder Die unsichtbare Hand: Nach einem berühmten Vorbild des Herrn von Voltaire erzählt und auf den Stand der neuen Weltordnung gebracht (2011); Fifty Blues (novel, 2012); Der waghalsige Reisende: Johann Gottfried Seume und das ungeschützte Leben (2012); Hat Gott noch eine Zukunft? Glaube — Alltag — Transzendenz (2013); Die Schutzbefohlenen (novel, 2013).