Vortrag
Donnerstag, 4.5.2017, 15:00h

Clemens Albrecht

Die Peripherie erzählt, das Zentrum legitimiert, oder: Wie kommt man an die Frankfurter Schule ran?

Interviews in wissenschaftsgeschichtlicher Absicht sind mit dem methodischen Problem konfrontiert, dass auf der anderen Seite des Mikrofons hochreflektierte Gesprächspartner sitzen, die ihre Erzählung der Geschichte schon als Deutungspolitik reflektieren und betreiben. Folgt man ihnen, endet man eher in Hagiographien und Reduplikationen von Generationsweltbildern als in neuen Perspektiven auf die Geschichte. Wie kann man methodisch mit diesem Problem umgehen? Der Vorschlag zielt darauf ab, zuerst Randfiguren der intellektuellen Gruppen oder Netzwerke zu befragen, und die zentralen Akteure dann mit dem so gewonnenen Wissen zu konfrontieren. Das soll am Beispiel der Frankfurter Schule erläutert werden.

Clemens Albrecht studierte Soziologie, Politikwissenschaft, Geschichte, Völker-kunde und Empirische Kulturwissenschaft an den Universitäten Stuttgart und Tübingen, promovierte 1992 in Tübingen und wurde 1999 in Potsdam habilitiert. Von 2002 bis 2015 war er Professor für Allgemeine Soziologie an der Universität Koblenz-Landau, seit 2015 ist er Professor für Kultursoziologie und Direktor des Käthe-Hamburger Kollegs „Recht als Kultur“ der Universität Bonn.
Ausgewählte Publikationen: Zivilisation und Gesellschaft. Bürgerliche Kultur in Frankreich (1995); Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik. Eine Wirkungsgeschichte der Frankfurter Schule (Mit-Autor 1999); Populäre Kultur als repräsentative Kultur. Die Herausforderung der Cultural Studies (Mit-Hrsg. 2002); Die Bürgerliche Kultur und ihre Avantgarden (Hrsg. 2004); Kultur-Soziologie. Klassische Texte der neueren deutschen Kultursoziologie (Mit-Hrsg. 2014).