Vortrag
Samstag, 29.1.2011, 10h

Rolf-Bernhard Essig

Die Ausgezeichneten und die Gezeichneten. Über Heldenstolz im Bereich der Jugendliteratur

Harry Potter hat eine Narbe auf der Stirn. Old Shatterhand strahlt Heldenmut aus und erhält zwei treffliche Gewehre. Bilbo Beutlins Tür wird mit einem Mal versehen. Superman zeichnen Superkräfte aus. Im Bereich der Jugendliteratur gibt es noch den traditionellen Heldenstolz, muss er auch manchmal erst nach schweren Kämpfen als Teil der Existenz anerkannt werden. Stolz beruft sich hierbei oft auf Abstammung und/oder besondere Fähigkeiten. Zu Beginn mag er fragwürdig sein, doch die – manchmal späte – Anerkennung der eigenen Auszeichnung führt am Ende zu einem Stolz, der die Fähigkeiten bedeutend steigert und andere beeindruckt, einschüchtert, gar zurückschlägt, sodass diese Form von Aura als eine Art Waffe und/oder Rüstung bewertet werden kann. Es fehlt freilich nicht an Figuren, deren Varianten falschen Stolzes sie ins Verderben führen. Der richtige Stolz wird dadurch natürlich noch stärker hervorgehoben. Die Wirkung auf jugendliche Leser kann dabei nicht einfach vorhergesagt werden, geschlechtsspezifische Rezeptionen lassen sich allerdings in verschiedenen Punkten nachweisen.

Rolf-Bernhard Essig, 1963 in Hamburg geboren, studierte an der Universität Bamberg Germanistik und Geschichte. Er lebt und arbeitet seit zehn Jahren als freier Autor, Kritiker, Dozent und Moderator in Bamberg. Erste Publikationen beschäftigten sich mit Film, dem expressionistischen Schriftsteller Hermann Essig und deutscher Lyrik. 2000 erschien seine Dissertation Der Offene Brief. Geschichte und Funktion einer publizistischen Form von Isokrates bis Günter Grass. In der Folge publizierte er literaturwissenschaftliche und historische Aufsätze. Seit 1998 schreibt er Buch- und Konzertkritiken, Essays, Kultur- und Wissenschaftsartikel u.a. für DIE ZEIT, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau. Darüber hinaus produziert er auch Beiträge und Sendungen für den Rundfunk. 2010 veröffentlichte er das Jugendbuch Wann ist ein Held ein Held? Über besondere Menschen, ihren Mut und ihre Widersprüche sowie Butter bei die Fische. Wie das Meer in unsere Sprache floss (illustriert von PAPAN) und Essigs Essenzen. Das Sprichwortorakel für alle Lebenslagen.