Lecture
Wednesday, Jun 16, 2010, 7 PM

Hartmut Rosa

Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Bis zum Rasenden Stillstand?

Beschleunigung und Entfremdung als Schlüsselbegriffe einer neuen Sozialkritik

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Erhard Stölting, Potsdam

Moderne Gesellschaften sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich nur dynamisch zu reproduzieren und zu stabilisieren vermögen: Wachstum und Beschleunigung dienen daher insbesondere in den westlichen Gesellschaften der Spätmoderne weit eher dem Erhalt des Status Quo als dessen Verbesserung. Die mit ihnen verknüpften Fortschrittshoffnungen verblassen und die Schattenseiten immer weiterer Dynamisierung treten deutlicher zutage. Der Vortrag versucht, die Beschleunigungslogik der Moderne herauszuarbeiten und daraus die Grundlagen für eine Kritik der Zeitverhältnisse zu entwickeln. Der Preis für immer neue Geschwindigkeitssteigerungen in Form technischer Beschleunigung, beschleunigten sozialen Wandels und eines beschleunigten Lebenstempos besteht neben der (paradoxen) Verknappung von individuellen Zeitressourcen in der Desynchronisation politischer und ökonomischer Zeitstrukturen und vor allem in der systematischen Produktion kultureller Entfremdungserfahrungen. Ein letztes Ziel des Vortrags liegt daher in der Wiedereinführung des Entfremdungsbegriffs in die zeitgenössische Kritische Theorie.

Hartmut Rosa studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Freiburg und an der LSE in London. Promotion zum Dr. rer. soc. 1997; Habilitation 2004 an der Universität Jena. Zahlreiche Aufsätze und Herausgeberschaften, vor allem zum Phänomen der sozialen Beschleunigung. 2005 erschien: Beschleunigung. Die Veränderung der Temporalitätsstrukturen in der Moderne.

Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Institut für Soziologie der Universität Potsdam