Symposium
Friday, May 29, 2015, 10:00 AM – 8:30 PM

Ansteckend. Vorbilder des Gefühls

Die Mitglieder emotionaler Gemeinschaften teilen gleiche oder ähnliche Normen für den Ausdruck von Gefühlen; die Art und Weise, wie sie miteinander umgehen, beherrscht ein gewisser Ton. Dieser Ton erscheint aber nicht nur in einer gemeinsamen Sprache: wie über Gefühle geredet wird, wie sie eingeschätzt werden. Die Einstimmung der Gruppe ist ein umfassender Prozess, in dem ein von allen geteilter Lebensstil entsteht. Dafür ist auch entscheidend, was man liest, welche Musik man hört, und auch welche Filme man sieht. Die Ansichten müssen also auch sichtbar werden, sich verkörpern. Eine entscheidende Bedeutung haben damit zentrale Personen dieses Diskurses: Vorbilder, Idole – Modelle emotionalen Verhaltens. Wichtiger als, was sie sagen, ist dabei vielleicht, wie sie es sagen, wie sie uns erscheinen, wie sie sich bewegen, welche ausdrücklichen wie versteckten Zeichen sie geben. Dabei sind reale Personen (etwa Mitglieder der Familie) ebenso wichtig wie mediale Idole. Für die Jugendkultur ist das weitgehend akzeptiert. Hier zeigt sich aber nur besonders deutlich, was für alle Altersstufen gilt. Auch wer Heinz Rühmann oder Gianna Nanini, Helmut Schmidt oder Kate Middleton liebt – oder wer sie haßt –, stimmt sich mit ihnen ein. Ob Ottfried, Gotthilf oder Helene Fischer: Sie helfen vielen Menschen, sich emotional einzurichten.

Konzeption: Rüdiger Zill, Potsdam
Teilnehmer: Claudia Wegener, Potsdam; Thomas Macho, Berlin; Philipp Stoellger, Heidelberg; Annette Geiger, Bremen; Bjørn Melhus, Kassel