Chris Wahl
Werner Herzogs ›neue‹ Bilder
Seit Beginn seiner Karriere als Filmemacher hat Werner Herzog regelmäßig davon geredet, dass wir neue Bilder benötigen, Bilder, die unserer Zivilisation adäquat sind, da diese ansonsten zum Untergang verdammt sei. Er selbst würde sogar bis zum Mond fliegen, um solche Bilder zu finden. Und in der Tat ist Herzog dafür bekannt geworden, immer wieder unverbrauchte Bilder auf allen Kontinenten dieser Erde aufzuspüren und verborgene Bilder – wie die Höhlenmalereien in Cave of Forgotten Dreams – ans Tageslicht zu bringen. Andererseits fällt bei einer Gesamtschau auf sein Werk eine Reihe von Mustern auf, die eher auf die Wiederholung und Variation des immer Gleichen hindeuten als auf eine unentwegte Suche nach dem Neuen. In meinem Vortrag möchte ich zwei dieser stilistischen Strategien Herzogs – das Motiv der Kreisbewegung und die Verwendung von vorgefundenem Material – ein bisschen detaillierter vorstellen, um dann zu versuchen, den Widerspruch aus angeblich ›neu‹ und offensichtlich ›alt‹ wieder aufzulösen.
Chris Wahl, geboren 1974 in Stuttgart. Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie der Romanistik in Bochum und Lissabon. 2003 Promotion über »Das Sprechen des Spielfilms«. Danach Zusatzstudium Deutsch als Fremdsprache in Bochum und Curitiba/Brasilien. 2005-2008 DFG-Einzelprojekt »Die Sprachversionsfilme der Ufa« an der Ruhr-Universität Bochum. 2010/2011 DFG-Einzelprojekt »Zeitlupe und Mehrfachbelichtung« an der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg. Derzeit Mitarbeiter an der HFF zum Aufbau eines »Forschungszentrums Filmkulturerbe«. Seit 2012 auch »traveller« des Goethe-Instituts. Zuletzt u.a. (Mit-)Herausgeber von Sammelbänden zu Werner Herzog und zu Dominik Graf.