Jan-Werner Müller
Was bedeutet „Christdemokratie“ heute noch?
Heute wird viel und kontrovers über das Thema Islam und Demokratie geredet. Dabei gerät häufig in Vergessenheit, dass es vor allem während des neunzehnten Jahrhunderts und bis spät ins zwanzigste Jahrhundert große Konflikte zwischen Katholizismus und moderner Demokratie gab – wobei sowohl viele Repräsentanten der Kirche als auch liberale und demokratische Kritiker den Katholizismus und die Demokratie für grundsätzlich nicht kompatibel hielten. In seinem Vortrag untersucht Müller die verschiedenen intellektuellen und politischen Strategien katholischer Denker, Katholizismus und Demokratie einander anzunähern und letztlich zu versöhnen. Und er fragt, welche allgemeineren Lehren sich vielleicht aus diesen Versuchen ziehen lassen.
Jan-Werner Müller, geboren 1970, lehrt politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Princeton und ist Autor zahlreicher Bücher. Auf Deutsch liegen unter anderem vor: Was ist Populismus? Ein Essay (2015), Das demokratische Zeitalter: Eine politische Ideengeschichte Europas im 20. Jahrhundert (2013), Wo Europa endet. Ungarn, Brüssel und das Schicksal der liberalen Demokratie (2013), Flucht und Freiheit. Ein anderer Liberalismus (2011) sowie Verfassungspatriotismus (2010).
Rolf Schieder ist Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin.