Dieter Thomä
Warum Demokratien Helden brauchen
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Bis vor kurzem galt die Figur des Helden als antiquiert. Soziologen und Historiker riefen die „postheroische“ Gesellschaft aus, geduldet waren Helden allenfalls noch in den Filmen des Marvel-Empires. Inzwischen ist es zu einer Wiederkehr der Helden gekommen – und ob dies eine gute oder schlechte Nachricht ist, wird Dieter Thomä in seinem Vortrag erkunden. Drei denkbar verschiedene Beispiele seien genannt. In der Auseinandersetzung mit rechtsextremen und ausländerfeindlichen Bewegungen sind Bürger und Politiker, die sich ihnen entgegenstellten, als Helden gefeiert worden. In der Pandemie, mit der wir uns gerade herumschlagen, gab es eine geradezu inflationäre Feier der Corona-Helden und -Heldinnen in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Und schließlich hat Donald Trump Jr. am 6.1.2021 den Demonstranten vor dem Weißen Haus zugerufen: „You can be a hero or a zero!“ Dieter Thomä meint, dass man vor manchen Helden auf der Hut sein müsse, die Demokratie das Heldentum aber nicht ihren Verächtern überlassen dürfe. In seinem Vortrag wird er klären, was überhaupt unter einem Helden zu verstehen ist, ob er zu den demokratischen Idealen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit passt und wie man demokratische Helden von ihren autoritären oder totalitären Namensvettern unterscheiden kann.
Dieter Thomä ist seit dem Jahr 2000 Professor für Philosophie an der Universität St. Gallen. Er war Fellow u.a. am Getty Research Institute (Los Angeles), am Wissenschaftskolleg zu Berlin und am Institute for Advanced Study (Princeton). Seine letzten Buchveröffentlichungen sind Puer robustus. Eine Philosophie des Störenfrieds (2016) und Warum Demokratien Helden brauchen (2019).