Vortrag
Dienstag, 19.6.2012, 19h

Sybille Peters

Zentrum für Medien und Interaktivität, Justus-Liebig-Universität Gießen

Vortragskunst. Außerordentliche Ereignisse wissenschaftlicher Rede aus drei Jahrhunderten

Gesprächsleitung: Cord Riechelmann, Berlin

Auf der Bühne des Theaters steht prinzipiell alles in Frage; anders in der Wissenschaft: Sich ans Rednerpult stellen und sprechen, das reicht. „Nullius in verba“ – Darstellung ist nichtig. Mit Begriffen wie „Theatralität“ und „Performativität“ lässt sich das leicht als eine weitere Inszenierung entlarven. Doch wer kreativ an die Sache herangeht und Wissen mal anders inszeniert, hat das Spiel nicht verstanden. Die Darstellung von Wissen bleibt Geheimsache, denn sie gelingt nur in dem Maße, in dem sie zugleich neues Wissen produziert. Nichts geht da über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden, und das eigentliche Wunder ist die Vielzahl poietischer Szenarien, die die darstellungsfeindliche Wissenschaft hervorgebracht hat: ergreifende Performances des Denkens, kuriose Verkörperungen der Wahrheit, spektakuläre Experimente und bewegende Demonstrationen darstellerischer Inkompetenz.
Die Lecture Performance erzählt vom Theater des Wissens, vom Geistesblitz und vom Blackout, von zerstreuten Professoren, kaputten Projektoren und davon, wie man lehrt, was man gar nicht weiß.

Sybille Peters hat Literaturwissenschaft und Philosophie in Hamburg studiert und ist seit 1997 in Forschung und Lehre an den Universitäten in Hamburg, München, Wales, Basel und Berlin (FU) tätig. Als Performerin und Regisseurin hat sie zahlreiche Projekte realisiert – u.a. mit der geheimagentur. Aktuelle Projekte: Echte und andere Piraten, Kinderbank Hamburg. Aktuelle Publikation: Der Vortrag als Performance (Bielefeld 2011).