Rüdiger Zill
Von kosmischen und anderen Oasen. Die Insel als Modell
Während die Natur- und Sozialwissenschaften ihre Theorien mit einer Reihe von Experimenten untermauern können, sind die Geisteswissenschaften und die Philosophie in der Verlegenheit, wenig Vergleichbares vorweisen zu können. Man behilft sich dann mit dem, was etwas vollmundig »Gedankenexperiment« heißt. Ein bevorzugter Ort für solche imaginierten Versuchsreihen sind Inseln: Man malt sich aus, was passiert, wenn man im Geiste einen einzelnen Menschen an einem verlassenen Ort aussetzt, wie er sich dort behauptet, wohin er sich weiterentwickelt und welche Wendung die Geschichte nimmt, kommt doch noch ein anderer hinzu. Solche imaginären Inseln sind aber immer auch in ein System verwandter Metaphern wie die der Oase oder der Höhle eingebunden. Gleichzeitig werden die Insel und ihre Verwandten zum Modell für andere Situationen, am Ende auch für das Leben auf der Erde insgesamt.
Rüdiger Zill studierte Philosophie, Geschichte und Soziologie in Berlin und London. 1994 wurde er an der Freien Universität, Berlin mit der Arbeit Meßkünstler und Rossebändiger. Zur Funktion von Modellen und Metaphern in philosophischen Affekttheorien promoviert. Von 1994 bis 1997 war er Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Dresden, seit 1997 ist er Wissenschaftlicher Referent am Einstein Forum in Potsdam. Ausgewählte Publikationen: Der absolute Leser. Hans Blumenberg – eine intellektuelle Biographie (2020); Future Worlds. Science . Fiction . Film (Mit-Hg. 2017); Poetik und Hermeneutik im Rückblick. Interviews mit Beteiligten (Mit-Hg. 2016); Werner Herzog – An den Grenzen (Mit-Hg. 2015); Wahre Lügen. Bergman inszeniert Bergman (Mit-Hg. 2012); Metapherngeschichten. Perspektiven einer Theorie der Unbegrifflichkeit (Mit-Hg. 2011) und Ganz Anders? Philosophie zwischen aka-demischem Jargon und Alltagssprache (Hg. 2007).
S.a. http://www.ruedigerzill.de