Andrew Wilson
Virtual Politics. Faking Democracy in the Post-Soviet World
Staaten wie Russland oder die Ukraine seien weder semi-autoritär noch semi-demokratisch, sondern vielmehr Schauplätze „virtueller Politik“. So beschreibt der britische Politikwissenschaftler und Osteuropaexperte Andrew Wilson die „schwarze Kunst der Manipulation“, die sich längst schon nicht mehr mit Unterdrückung oder plumper Wahlfälschung zufrieden gibt, sondern in eleganter Manier den Erfolg im demokratischen Prozess „technisch“ organisiert.
Sicherlich wächst auch in westlichen Demokratien der Einfluss der PR- und Imageberater; jener „Spin-Doctors“ also, ohne die scheinbar auch die traditionsreichsten Parteien glauben, nicht mehr auskommen zu können. Doch ist deren Spielraum im Vergleich zur post-sowjetischen „Industrie der politischen Technologie“ denkbar gering. Dort ist demokratische Politik eine merkwürdige Welt voller Klone und Doubles; ein System mit Parteien ohne Parteibüro, ohne Beschäftigte, gar ohne Mitglieder; mit Bankmanagern, die für kommunistische Parteien kandidieren; mit gut bezahlten Regierungs-Insidern, die als höchst kritische Oppositionelle von sich Reden machen, mit erfundenen Nationalisten, die der Abschreckung dienen und nicht zuletzt auch mit inszenierten Putschversuchen. Mithilfe der Massenmedien entwerfen machiavellistische Politagenturen die Fiktion eines politischen Prozesses, in dem am Ende nichts mehr ist, wie es scheint.
Andrew Wilson forscht und lehrt an der School of Slavonic & East European Studies der University of London. Neben Virtual Politics (2005) ist von ihm zuletzt erschienen: Ukraine’s Orange Revolution (2005) und The Ukrainians (2000).