Jie-Hyun Lim
Victimhood Nationalism. A Global History
Präsenzveranstaltung im Einstein Forum
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Während der Nationalismus seine Begründung früher in den Heldengeschichten eines unbesiegbaren Volkes fand, schöpfen heute immer mehr Staaten und Nationen ihr Selbstbewusstsein aus einer Opfergeschichte – und leiten daraus einen Status ab, der sogar vererbt werden soll.
Mit vergleichendem Blick auf Polen, Deutschland, Israel, Japan und Südkorea diskutiert Jie-Hyun Lim die Probleme, die ein solcher Opfernationalismus mit sich bringt, wenn er sich als Machtpolitik formiert: Vergangenheit wird verfälscht, die Opfer selbst werden mitunter unsichtbar gemacht und Herrschaft wird legitimiert. Wenn man die Perspektive vom europäischen Zentrum löst und den Globalen Osten mit einbezieht, wird deutlich, wie im Gedenken die historischen Katastrophen weltweit in Beziehung gesetzt und abgeglichen werden, sich erklären und in Konkurrenz zueinander geraten.
Lim plädiert stattdessen für einen transnationalen Erinnerungsraum, der auf Anteilnahme und Diversität beruht und zugleich historisch trennscharf bleibt. Ein unverzichtbarer Beitrag für die Debatten um zukünftige Geschichtspolitik in der postkolonialen Welt.
Der südkoreanische Historiker Jie-Hyun Lim ist der Verfasser, neben vielen anderen Büchern, von Global Easts. Remembering, Imagining, Mobilizing (2022), das vor kurzem auf Deutsch unter dem Titel Opfernationalismus. Erinnerung und Herrschaft in der postkolonialen Welt (2024) erschienen ist.