James Wood
Unspeakable Realism. Defending Jean Améry, Defending Gustave Flaubert
Jean Amérys Charles Bovary, Landarzt, halb Fiktion, halb Essay, wirft Flaubert zu Recht ein antibürgerliches Vorurteil vor, das Emma Bovarys Ehemann als interessante oder bedeutsame Figur effektiv auslöscht. Dies, so Améry, sei nicht nur unmenschlich und durch und durch unaufgeklärt; es stehe auch Flauberts Einschätzung als einem großen Realisten – oder als einem Realisten überhaupt – entgegen. Damit hat Améry zweifellos Recht, er unterschätzt jedoch den allesverneinenden Rigorismus von Flauberts Roman. Gleichzeitig werde ich versuchen, sowohl Améry als auch Flaubert zu verteidigen, indem ich die Komplexität der Darstellung des „Wirklichen“ in der Belletristik untersuche.
James Wood ist seit 2007 Autor und Buchkritiker bei The New Yorker und Professor für praktische Literaturkritik an der Universität Harvard. Von 1992 bis 1995 war er leitender Literaturkritiker bei The Guardian in London und von 1995 bis 2007 leitender Redakteur bei The New Republic. Seine kritischen Essays sind in drei Bänden erschienen: The Broken Estate. Essays on Literature and Belief (1999); The Irresponsible Self. On Laughter and the Novel (2004), das in die Endauswahl für den National Book Critics Circle Award kam, und The Fun Stuff. And Other Essays (2012). Er ist zudem Autor einer Studie über die Technik des Romans, How Fiction Works (2008), die als Die Kunst des Erzählens (2011) ins Deutsche übersetzt wurde, und zweier Romane: The Book Against God (2003) und Upstate (2018).