Lecture
Tuesday, Nov 30, 2004, 7:00 PM

Marie Theres Fögen

Professorin für Römisches Recht, Privatrecht und Rechtsvergleichung, Universität Zürich; Direktorin am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt am Main

Trümmer und Träume. Die zwölf Tafeln der Römer und der Romanisten

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Uwe Wesel, Berlin

Trümmer laden zum Träumen ein. Die Trümmer der Zwölf Tafeln, des “Grundgesetzes” der Römer aus dem 5. Jh. v.Chr., sind Satzfragmente und Wortfetzen, Bruchstücke der phantastischen Erinnerung der Römer. Das archäologische und philologische Forschungsfieber des 19. Jahrhunderts hat aus diesen Trümmern ein Zeugnis der “Größe Roms” gezaubert, ein Monument, das seitdem allen Angriffen “flotter” Franzosen und “kühner” Italiener trotzt.
Schon Cicero hatte geträumt – von einer res publica, die fest und unerschütterlich auf Gesetzen gründete. Erst das 19. Jahrhundert vollendete Ciceros Traum, errichtete aus den Gesetzesbrocken, die der Trümmermann einer ungläubigen Welt vor die Füße geworfen hatte, die zehnte Tafel mit zehn Gesetzen. Auguren lächeln. Cicero war Augur.

Marie Theres Fögen promovierte 1973 in Rechtswissenschaft; 1993 Habilitation in Frankfurt am Main; seit 1995 Ordinaria für Römisches Recht, Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Zürich und seit 2001 Direktorin am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte. Forschungsaufenthalte in Florenz, Wien, Washington D.C. und Gastprofessuren in Paris und Harvard. Publikationen u.a.: Römische Rechtsgeschichten. Über Ursprung und Evolution eines sozialen Systems, Göttingen 2002; Die Enteignung der Wahrsager. Studien zum kaiserlichen Wissensmonopol in der Spätantike, Frankfurt/M. 1993.