Simon Spiegel
Tomorrowland ist abgebrannt
Das Problem der positiven Zukunft in der Science Fiction
Von SNOWPIERCER (2013) über ELYSIUM (2015) bis zur Hunger‐Games‐Reihe dominieren im SF‐Film heute dystopische und post‐apokalyptische Szenarien. Elend, wohin das Auge blickt: Die Zukunft scheint der Science Fiction endgültig abhandengekommen. Gegen diesen Trend stellt sich TOMORROWLAND (2015), der ausdrücklich als positiver, optimistischer Entwurf konzipiert ist, der dem Publikum neuen Glauben an die Zukunft geben soll. In dem Vortrag wird allerdings weniger im Vordergrund stehen, warum Regisseur Bird mit diesem Ansatz auf fast allen Ebenen scheitert. Vielmehr geht es darum, zu analysieren, wie der Film mit der Geschichte der SF in Dialog tritt und dabei das Genre, entgegen der erklärten Absicht, nicht als nach vorne gerichtet und optimistisch, sondern als rückwärtsgewandt und zutiefst nostalgisch versteht.
Simon Spiegel studierte in Zürich und Berlin Germanistik, Filmwissenschaft und Wirtschafts‐ und Sozialgeschichte. 2007 promovierte er mit einer Arbeit zum Science‐Fiction‐Film. Seit 2003 ist er als freier Filmjournalist und Filmkritiker tätig. 2011–2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute for the Performing Arts and Film der Zürcher Hochschule der Künste. 2012–2014 Mitarbeiter im SNF‐ Forschungprojekt „Analog/Digital“. 2008–2014 Delégué general Semaine de Critique am Filmfestival Locarno. Derzeit arbeitet er an seiner Habilitation zur Utopie im nichtfiktionalen Film. Publikationen u.a. Theoretisch Phantastisch. Eine Einführung in Tzvetan Todorovs Theorie der phantastischen Literatur (2010); Die Konstitution des Wunderbaren. Zu einer Poetik des Science‐Fiction‐Films (2007).
Vortrag, Freitag, 22.1., 10.30 (Sektion 1: Visionen)