Mariam Lau
The Ambivalent Heritage of the Sexual Revolution
Die sexuelle Revolution der sechziger und siebziger Jahre hat uns ein zwiespältiges Erbe hinterlassen: einerseits hat sie viel Angst und Aberglauben der fünfziger Jahre beseitigt, andererseits aber auch durch eine Politisierung der Sexualität viel von der neu gewonnenen Intimität zerstört. Speziell der Feminismus hat durch seine Verdachtsrhetorik über das Verhältnis zwischen Männern und Frauen Sexualität wieder mit ganz neuen Ängsten vor Überwältigung und Dominanz besetzt. Außerdem kam die Tatsache, dass Frauen Kinder bekommen und damit auch glücklich werden können, im feministischen Kosmos eigentlich nicht vor. Der Effekt davon ist, dass die Linke zu den Bedürfnissen vieler Paare nicht mehr viel zu sagen hat.
Mariam Lau, Chefkorrespondentin der WELT. Geb. 1962 in Teheran/Iran, Studium der Amerikanistik am John-F.-Kennedy-Institut in Berlin und an der Indiana University in Bloomington. 2000 erschien Die neuen Sexfronten. Vom Schicksal einer Revolution im Rowohlt-Verlag. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Berlin.