Vortrag
Dienstag, 12.5.2015, 19h

Marc Wittmann

Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Freiburg i. Br.

Subjektive Zeit. Wie unser Gefühl für Zeit entsteht

Gesprächsleitung: Matthias Kroß, Potsdam

Mit dem „Rätsel der subjektiven Zeit“ ist gemeint, dass Denker und Forscher auch nach Tausenden von Jahren nicht so recht wissen, wie unser Gefühl von Zeit entsteht. Die Zeit, wie wir sie alltäglich erleben, vergeht nicht stets im gleichen Tempo. Das Phänomen der Veränderlichkeit vom subjektiven Ablauf der Zeit ist eng an unsere momentane Befindlichkeit, die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis gekoppelt. Ich stelle eigene Befunde zu spezifischen Gehirnmechanismen der Zeitwahrnehmung vor. Diese zeigen, wie eng Zeiterleben und Körperwahrnehmung zusammenhängen. Man kann gar sagen, dass die Körperprozesse unser unmittelbares Zeiterleben im jeweiligen Moment schaffen. Aus diesen Befunden lässt sich leicht ableiten, auf welchen Faktoren die Wahrnehmung der „beschleunigten“ Zeit beruht und wie umgekehrt das Gefühl von subjektiver Zeitdehnung erreicht werden kann. Ich stelle verschiedene Aspekte des Zeiterlebens in gewöhnlichen und außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen sowie aus der Neurologie und Psychiatrie vor, die zeigen, wie subjektive Zeit, Körperwahrnehmung und Selbstbewusstsein gemeinsam moduliert sind.

Marc Wittmann (*1966) forscht am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg. Nach dem Studium der Psychologie und Philosophie in Fribourg (Schweiz) und München promovierte (1997) und habilitierte (2007) er sich am Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München bei Ernst Pöppel; zwischen 2000 und 2004 operative Leitung des Generation Research Program Bad Tölz des Humanwissenschaftlichen Zentrums der LMU München. Von 2004 bis 2009 war er Research Fellow am Department of Psychiatry, University of California San Diego.