Vortrag
Freitag, 30.1.2009, 16h

Laura Kipnis

Laura Kipnis, Professor of Media Studies, Northwestern University, Evanston, Ill.

Self-Deception: Theory and Practice

Dass andere oft nicht wissen, was sie tun, ist immer wieder der Gegenstand leidenschaftlicher Empörung. Skandale, Geschichten moralischen Strauchelns und die sexuellen Verstrickungen von Politikern sind stets der sichere Schauplatz kultureller Faszination: Sie lassen sich zudem gut verkaufen – Skandale sind zur Zeit eine der wenigen sicheren Wachstumsindustrien – und repräsentieren eine geistige Einstellung: Die “Hab ich Dich”-Mentalität ist als Charaktertypus im Aufwind. Die Beschäftigung mit der Selbsttäuschung anderer Leute beinhaltet sehr oft Fragen sexueller Moral: von John Edwards geheim gehaltenen unehelichen Kind, um eines der neueren Beispiele zu nehmen, bis hin zu Sartres Konzeption der Unaufrichtigkeit, um einen der stärker philosophischen Streifzüge in dieses Gebiet zu erwähnen. Diese Beschäftigung ist aber paradox, da die Formen von Intersubjektivität, die dabei ins Spiel gebracht werden, selbst kaum transparent gemacht werden. Dennoch gehen sie nie fehl darin, irgendetwas über ihr eigenes Vorgehen zu wissen.

Laura Kipnis, geboren 1956, ist Professorin für Medienwissenschaften an der Northwestern University. Sie ist Kulturtheoretikerin und –kritikerin und hat früher als Videokünstlerin gearbeitet. Zur Zeit konzentriert sich ihre Arbeit auf das Zusammenspiel von amerikanischer Politik, Psyche und Körper. Ausgewählte Veröffentlichungen: Ecstasy Unlimited: On Sex, Capital, Gender, and Aesthetics (1993); Bound and Gagged: Pornography and the Politics of Fantasy in America (1996); Against Love: A Polemic (2003); The Female Thing: Dirt, Sex, Envy, Vulnerability (2006).

Veranstaltung in englischer Sprache