Vortrag
Donnerstag, 4.12.2008, 19h

Bernd Greiner

Professor für Geschichte, Universität Hamburg; Hamburger Institut für Sozialforschung

Selbstgestellte Fallen: Vietnam und Irak

Gesprächsleitung: Nicholas Kulish, Berlin

Auf die Parallelen der in Vietnam und im Irak geführten Kriege ist bereits vielfach hingewiesen worden. In beiden Fällen versuchte eine „aktivistische“ Regierung exemplarisch zu zeigen, dass die USA bereit und fähig sind, mit Waffengewalt ihren Anspruch auf die Umstrukturierung geostrategisch relevanter Regionen durchzusetzen. In beiden Fällen sicherte man sich die Zustimmung des Kongresses mit einer Lüge; in beiden Fällen wurden zivile, juristische, militärische und geheimdienstliche „checks and balances“ ignoriert oder ausgeschaltet, so dass die selbstgestellte Falle des “Nicht−aufhören−Könnens” zuschnappen konnte. Nicht zufällig klingt der George W. Bush des Jahres 2007 wie der Richard Nixon des Jahres 1972: Wir müssen im Krieg bleiben, weil wir im Krieg sind und weil eine Beendigung desselben dem amerikanischen Prestige und Einfluss unermesslichen Schaden zufügen würde.
Trotzdem sollte man sich davor hüten, die Erklärung auf die Idiosynkrasien der Amtsinhaber zu beschränken. Stattdessen bedarf es einer genauen Analyse der Arbeitsweise jener Institutionen, in denen Außen− und Sicherheitspolitik generiert, verwaltet und implementiert wird. Die von “oben” dekretierte “Imperiale Präsidentschaft” zu verstehen heißt auch, nach den von “unten” zu ihrer Bestätigung bereitgestellten Bedingungen zu fragen.

Bernd Greiner ist Historiker und Politologe. Er leitet den Arbeitsbereich “Theorie und Geschichte der Gewalt” am Hamburger Institut für Sozialforschung. Zuletzt ist von ihm erschienen: Krieg ohne Fronten. Die USA in Vietnam (2007)