Cristobal Young
“See For Yourself”. The Pleasures and Sorrows of Transparency in Social Science Research
Eines der Grundprinzipien der Naturwissenschaften ist im Motto der Royal Society festgehalten: „Nullius in Verba“, deutsch etwa: „nach niemandes Worten“ oder sinngemäß: „Sieh selbst“. Jedoch wird dieses Kernprinzip naturwissenschaftlicher Transparenz und Replizierbarkeit, das den individuellen Nachvollzug der Evidenz ermöglicht, in den modernen Sozialwissenschaften nur begrenzt beachtet. Ein zentrales Problem besteht dabei darin, dass Transparenz zwar die Wissenschaft befördert, den Eigeninteressen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aber nicht unbedingt zuträglich ist.
Die Krise der Wissenschaft ist letztlich ein Problem der kollektiven Verantwortung, wenn die gute wissenschaftliche Praxis mit wirtschaftlichen Interessen kollidiert. Ich stelle wichtige Schritte vor, die der Wissenschaftsbetrieb unternehmen kann, um sicherzustellen, dass der Druck zu publizieren eng an das Ziel gebunden bleibt, innovative und wertvolle Forschungsergebnisse zu produzieren.
Cristobal Young ist Associate Professor für Soziologie an der Cornell University. Er studierte an der University of Victoria in Kanada und der Princeton University. Derzeit konzentriert sich seine Forschung auf die benachbarten Gebiete der Wirtschaftssoziologie, Stratifikation und quantitativen Methoden. Er untersucht die sozialpolitischen Maßnahmen zum Ausgleich der Einkommensschere, von der Millionärssteuer bis zur Arbeitslosenversicherung. Im Zentrum seiner methodologischen Arbeit stehen big data im Verwaltungswesen, Modellunsicherheit und belastbare Ergebnisse. Neben zahlreichen Op-Eds in führenden Zeitungen und Aufsätzen in renommierten Fachzeitschriften ist er Autor des Buches The Myth of Millionaire Tax Flight: How Place Still Matters for the Rich (2017).