
Claudio Lange
Schatten und Aufklärung. Dringlichkeit einer gemeinsamen Renaissance
Ausstellungseröffnung
Fotografien von Claudio Lange, Berlin
Spaziergänge an Stränden der Bretagne vor mehr als zwanzig Jahren, bei denen meine Tochter und ich alte chilenische Spiele mit den Wellen spielten und dabei über Goya sprachen, waren überraschend folgenreich. Einmal erschien, leuchtend in der tiefliegenden Sonne, ein etwa 40cm großer Algenstrunk im Sand. Ihn in Augenschein nehmend, sah ich seinen Schatten. Was ich daraufhin plötzlich dachte, weiß ich noch heute: „Wenn ich diesen Algenschatten exakt so male, wie er ist, hielte man das Bild für das Spintisieren eines Expressionisten.“ Dann schoss ein zweiter Gedanke durch meinen Kopf: „Niemand, auch ich nicht, hat ein gesichertes Verhältnis zu Schatten.“ Ich vergaß dann allerdings, ein Foto davon zu machen. Aber es war der Anfang meiner langanhaltenden Beschäftigung mit Natur und dem Begriff des Schattens, von der ich etwas erzählen will und 36 fotografische Beispiele zeige.
Claudio Lange, 1944 in Santiago de Chile geboren, kam 1963 nach Deutschland. Er studierte Soziologie in Münster und Religionswissenschaft an der FU Berlin. 1972 wurde er mit einer Arbeit zu Bartolomé de Las Casas promoviert. Nach dem Militärputsch 1973 floh er aus Chile; bis 1983 galt er dort als persona non grata. Seit 1975 lebt der freischaffende Künstler in Berlin und Andalusien. Sein Werk umfasst Malerei, Literatur, Skulptur, Fotografie, Film und Radio. Ausstellungen führten ihn nach Berlin (Museum der Utopien, Max Liebermann Haus, Südost Europa Kultur e.V.), Zagreb (Museum für zeitgenössische Kunst), Brüssel, Schweden und Spanien. Seit 2022 zeigt er ständig wechselnde Ausstellungen im CL schAURAum 41 in Berlin-Steglitz. Vorträge hielt er z.B. in Bosnien (Unity and Plurality in Europe: Religion and Public Life) und arbeitete an einem Forschungsprojekt über den islamfeindlichen Gehalt mittelalterlicher Kirchenskulpturen (1989–1992), das in der Dokumentation und Ausstellung Der nackte Feind mündete (Pergamonmuseum, Berlin, 2003–2004).