Vortrag
Donnerstag, 5.12.2024, 18:00h
Ort: Brandenburg Museum für Zukunft, Gegenwart und Geschichte
Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam

Aletta Diefenbach

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Soziologie, Freie Universität Berlin

„Sapere Aude!“ oder wie die Neue Rechte Bürgerlichkeit inszeniert

Gesprächsleitung: Miriam Rürup, Potsdam

Zu seinem 300. Geburtstag sind die Ideen des Philosophen Immanuel Kant tief im kollektiven Bewusstsein der Gesellschaft verankert. Sein Aufruf, mutig zu sein und sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, gehört heute wie selbstverständlich zum Ideal bürgerschaftlichen Engagements — so auch für die Neue Rechte und ihre Anhängerschaft. Kant ist, selbst wenn dies manchen Fan der Aufklärung schaudert, auch für eine rechte Gesellschaftskritik oft der erste Gewährsmann. Der Vortrag zeichnet an den Sprechweisen über den Islam als gesellschaftsrelevantem Thema nach, wie eine rechte Anhängerschaft diese Bürgerlichkeit durch rationalisierte Formen der Kritik inszeniert und blickt auf deren Effekte in der Öffentlichkeit. An rechten Institutionen, öffentlichen Gegenstrategien und dem Mobilisierungspotential in der Bevölkerung zeigt sich, wie die Neue Rechte Diskursmacht nicht allein durch offenen Hass und Hetze, sondern auch über bürgerlich erscheinende Affektpolitiken aufbaut. Eine Kritik an der Neuen Rechten muss sich dieser Ambivalenz stellen.

Aletta Diefenbach ist promovierte Soziologin und arbeitet am Sonderforschungsbereich „Affective Societies“ an der Freien Universität Berlin. Zuvor war sie DFG-Stipendiatin am Exzellenz-Cluster „Normative Ordnungen“ an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Ihre Forschung bewegt sich an der Schnittstelle von Politik, Kultur und sozialen Ungleichheiten. Ein besonderer Fokus gilt dabei aktuellen Formen der Gesellschaftskritik und Emotionen im US-amerikanischen Islam sowie bei der Neuen Rechten und in feministischen Bewegungen in Deutschland.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Potsdamer Gespräche zusammen mit dem Brandenburg Museum und dem Moses Mendelssohn Zentrum