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Rote Kapelle und Ordre Nouveau. Eine deutsch-französische Konversation in den 1930er Jahren


Vortrag
Donnerstag, 5.12.2019, 19:00h

Norbert Schappacher

Professor em. für Mathematik, Universität Straßburg

Rote Kapelle und Ordre Nouveau. Eine deutsch-französische Konversation in den 1930er Jahren

Gesprächsleitung: Dr. Stefanie Middendorf, Potsdam

Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland gab es in den dreißiger Jahren Gruppen politisch engagierter junger Menschen, deren historische Einordnung bis heute vor allem deshalb umstritten ist, weil sie zwar radikale „Neubesinnungen“ oder „dritte Wege“ propagierten, welche aber im Nachhinein wie allzu bekannte rechte Rhetorik erscheinen können. Dazu gehören in Frankreich die nonkonformistische Gruppe Ordre Nouveau und in Deutschland die später von der Gestapo Rote Kapelle getaufte Widerstandsgruppe. Der Vortrag stellt je eine herausragende Figur dieser beiden Gruppen in den Mittelpunkt, die miteinander im politischen Kontakt standen: den Mathematiker und Mitbegründer des Autorenkollektivs Bourbaki Claude Chevalley (Ordre Nouveau) und den Widerstandskämpfer im Luftfahrtministerium Harro Schulze-Boysen (Rote Kapelle). Der Vergleich dieser beiden jungen Männer gibt interessante Aufschlüsse für die Historikerdebatte um die französischen Nonkonformisten einerseits und für die verschiedenen Wahrnehmungen der Roten Kapelle in DDR, BRD und seit der Wiedervereinigung andererseits.

Norbert Schappacher studierte Philosophie und Mathematik in Bonn, Göttingen und Berkeley. Seit 1991 ist er Professor der Mathematik in Straßburg, seit 2019 emeritiert. Sein Forschungsfeld hat sich im Laufe der Jahre von der Arithmetischen Algebraischen Geometrie zur Wissenschaftsgeschichte verschoben. Von 2009 bis 2016 war er Chefherausgeber der Revue d’histoire des mathématiques, Paris. Besondere Aufmerksamkeit widmet er dem Verhältnis von Wissenschaft und Politik. So gehört er der Forschungskommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen an, die sich mit der NS-Vergangenheit dieser Akademie beschäftigt, sowie der Internationalen Historischen Kommission zur Geschichte der Medizinischen Fakultät der Reichsuniversität Straßburg (1941–1944). Im Dezember 2019 erscheint im Sammelband Forschen im Zeitalter der Extreme seine Arbeit über die NS-Akademien der Wissenschaften.