Peter N. Stearns
Recent Trends in American Cool
Der Vortrag zeichnet zunächst die Bemühungen nach, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten einen emotional zurückhaltenden Stil zu etablieren, und zwar vor allem am Arbeitsplatz und bei der Erziehung. In den letzten fünf Jahrzehnten sind diese Trends verfeinert und differenzierter ausgearbeitet worden. So bemühte man sich einerseits, übertriebene Zurückhaltungen zurückzunehmen – zum Beispiel auf dem Gebiet der Trauer. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie bestimmte soziale und kulturelle Spaltungen, die auf Machtverhältnissen und ethnischen Subkulturen basieren, sich auswirken. Was bedeutet zudem der anhaltende Trend zu größerer medialer Anleitung bei emotionalen Erfahrungen? Andererseits haben sich auch Tendenzen entwickelt, die Strenge emotionaler Kontrolle zu erhalten oder sogar zu verstärken und damit die grundlegende Kultur des Kühlen mit all ihren zusätzlichen Komplexitäten zu bestätigen. »Cool« bleibt eine erfolgreiche Parole der amerikanischen Gefühlskultur, sowohl im Privatleben als auch im öffentlichen Diskurs.
Peter N. Stearns lehrt am Institut für Geschichte der George Mason University in Fairfax und bekleidet das Amt des Universitäts-Provost. Er wurde an der Harvard University promoviert und seitdem an zahlreichen kulturhistorischen Themen gearbeitet, so z.B. der Metaphorik des Körpers, Gender-Fragen oder emotionalen Standards. Ausgewählte Veröffentlichungen: American Cool. Constructing a Twentieth-Century Emotional Style (1994); American Fear. The Causes and Consequences of High Anxiety (2006); Kindheit und Kindsein in der Menschheitsgeschichte (2007); Revolutions in Sorrow (2007).