Barbara Vinken
Mode und Rausch. Bildnis einer Trinkerin
1979 erschien Ulrike Ottingers Film Bildnis einer Trinkerin. Die Stationen der Hauptfigur, einer passionierten Trinkerin auf ihrem Weg in den Tod, sind spekta-kulär. Sie ist eine Kunstfigur, die gegen das kleinkarierte Allerweltsschicksal steht. Qu(e)er steht sie zu einer von eisernem Selbstinteresse beherrschten Gesellschaft; gezielt taumelt sie, sich narzisstisch nach ihrem Bild verzehrend, ihrer Selbstzerstörung entgegen. Die Sprache der Trinkerin sind die Kleider; für jede der Stationen trägt sie eine andere, extravagante Garderobe. In vollem Ornat geht sie in den Tod. Ihre Berufung ist, wie die der Dandys Baudelaires, ihre makellose Eleganz.
Barbara Vinken ist seit 2004 Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Romanische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). 1989 in Konstanz und 1991 an der Yale University promoviert, habilitierte sie sich 1996 in Jena. Bevor sie an die LMU wechselte, folgte sie Rufen auf die romanistischen Lehrstühle in Hamburg und Zürich. Sie schreibt außerdem regelmäßig für Die Zeit, die Neue Zürcher Zeitung, Harper’s Bazaar und das Philosophie Magazin. Zudem ist sie regelmäßig in der 3satbuchzeit zu sehen, ihre Radiokolumne Stilfältig wird immer freitags im Radio Bremen ausgestrahlt. Ausgewählte neuere Buchpublikationen: Civil War and the Collapse of the Social Bond. The Roman Tradition at the Heart of the Modern (Mitautorin 2023); Ver-kleiden. Was wir tun, wenn wir uns anziehen (2022); Manzonis Europa – Europas Manzoni. L’Europa di Manzoni – Il Manzoni dell’Europa (Mithg. 2017); Braut Christi. Familienformen in Europa (Mithg. 2016); Die Blumen der Mode – Klassische und neue Texte zur Philosophie der Mode (Hg. 2016); Translatio Babylonis. Unsere orientalische Moderne (Hg. 2015); Flaubert Postsecular. Modernity Crossed Out (2015); Angezogen. Das Geheimnis der Mode (2013); Bestien. Kleist und die Deutschen (2011).