Robert Sommer
Lagerbordelle. Sex-Zwangsarbeit in nationalsozialistischen Konzentrationslagern
Auf Befehl Heinrich Himmlers wurden ab 1942 in zehn der größten Konzentrationslager – etwa in Dachau, Auschwitz, Mauthausen, Buchenwald und Sachsenhausen – Bordelle für Häftlinge eingerichtet. Der Bordellbesuch war als Anreiz zur Steigerung der Arbeitsleistung der männlichen Arbeitssklaven in den Lagern gedacht. Für die Bordelle rekrutierte die SS weibliche Häftlinge aus Ravensbrück und Auschwitz-Birkenau, meist mit falschen Versprechungen oder unter Zwang. Robert Sommer gibt in seinem Vortrag einen Überblick über die Geschichte der Lagerbordelle. Dabei stehen die Opfer im Mittelpunkt: Wer waren die Frauen? Wie waren die Lebensbedingungen in den Bordellen und wie hoch ihre Überlebenschancen? Auch die Organisation des Bordellbetriebs oder Motive von Bordellbesuchern werden in dem Vortrag erörtert. Lange war das Thema mit einem Tabu belegt. Auf der Grundlage seiner zehnjährigen Forschung zeichnet der Berliner Historiker das Bild einer bisher unbekannten Realität des Schreckens: die sexuelle Ausbeutung von Frauen in den KZ der Nazis.
Robert Sommer ist Berliner Historiker und Kulturwissenschaftler. Er promovierte im Jahr 2009 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind Sexualität und sexuelle Ausbeutung in nationalsozialistischen Konzentrationslagern sowie die Prostitutionspolitik im „Dritten Reich“. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an den KZ-Gedenkstätten Ravensbrück und Flossenbürg und bei verschiedenen Dokumentarfilmen, wie der BBC-Dokumentation Auschwitz. Die Nazis und die „Endlösung“. Sommer ist Autor des Buchs Das KZ-Bordell. Sexuelle Zwangsarbeit in nationalsozialistischen Konzentrationslagern (Paderborn 2009). Er lehrt an verschiedenen Universitäten, darunter der DePaul University in Chicago und dem Hampshire College in Amherst, Massachusetts.
Dr. Veronika Springmann, Historikerin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin.