Willibald Ruch
Lachen und Auslachen
Emotionspsychologen haben herausgefunden, dass man ca. 20 verschiedene Arten des Lächelns unterscheiden kann, die eine unterschiedliche Funktion aufweisen und morphologisch unterschiedlich erzeugt werden. Nur eines davon, das Duchenne-Lächeln (erzeugt durch die gleichzeitige Anspannung der zygomaticus major– und orbicularis oculi/ pars orbitalis-Muskeln) ist Indikator reiner Freude. Ein vergleichbarer Nachweis morphologisch verschiedener Arten des Lachens steht noch aus. In einem Projekt mit Schauspielern wird versucht, die Mimik, Gestik und Akustik verschiedener prototypischen Lachakte zu identifizieren. Während die Wirkung des Lachens der Erheiterung und Freude intensiv erforscht wird (z.B. hat das Duchenne-Lachen nachweislich einen Effekt auf die Schmerztoleranz), widmete sich die Forschung kaum den Effekten das Auslachens bzw. Ausgelachtwerdens. Erst vor kurzem wurde mit der Erforschung der Gelotophobie (definiert als pathologische Angst vor Verspottung) begonnen. Es zeigt sich, dass diese Angst praktisch in jeder untersuchten Kultur existiert und mit typischen Konsequenzen (z.B. geringe Fähigkeit zwischen freundlichem und bösartigem Lachen zu unterscheiden) einhergeht. Das Referat wird einige der abgesicherten Effekte zusammenfassen.
Willibald Ruch, geboren 1956, ist Professor für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik an der Universität Zürich. 1980 wurde er an der Karl-Franzens-Universität in Graz promoviert und 1991 an der Universität Düsseldorf habilitiert. Nach einem Stipendium im Heisenberg-Programm der DFG (1992–98) erhielt er 1999 eine außerplanmäßige Professur in Düsseldorf. Es folgten Forschungsaufenthalte (Bielefeld, University of Delaware, UCSF) und Vortragsreihen in den USA und Kanada. Nach einem Senior Lecturership an der Queen’s University of Belfast, ist er seit 2002 Professor am Psychologischen Institut der Universität Zürich. Seine Forschungskarriere wurde durchweg von der Psychologie des Humors, des Lachens und der Heiterkeit bestimmt; dazu hat er auch über 100 Zeitschriftenartikel bzw. Buchkapitel veröffentlicht. Seit neuerem beschäftigt er sich mit dem Studium des Humors aus der Perspektive der Positiven Psychologie. Er ist Gründungsmitglied der International Society for Humor Studies (ISHS), deren Präsident er 2002 war, Mitherausgeber der Buchreihe Humor Research und der Zeitschrift Journal of Individual Differences und Mitglied des Editorial Boards von acht weiteren wissenschaftlichen Zeitschriften, unter anderem der Zeitschrift Humor – International Journal of Humor Research. Er ist der Organisator der jährlich stattfindenden International Summer School on Humor and Laughter. Ausgewählte Veröffentlichung: The Sense of Humor. Explorations of a Personality Characteristic (1998).