Carsten Rohde
Kruso & Co. Inselsemantiken in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Ein Blick in die Gegenwartsliteratur zeigt: Die Insel hat auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts nichts von ihrer ästhetisch-semantischen Suggestivität eingebüßt. Sie begegnet uns als vieldeutiges motivisch-thematisches und topographisches Element in zahlreichen Werken deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. Der Vortrag gibt anhand ausgewählter Beispiele (u.a. von Reinhard Jirgl, Judith Schalansky, Lutz Seiler, Ann Cotten) einen Überblick über neuere Insel-Adaptionen. Die zeitgenössischen Inselsemantiken unterstreichen die Vieldeutigkeit des Motivs, sie greifen bestimmte Traditionen auf, funktionalisieren diese jedoch im Rahmen ihrer Werke auf ganz unterschiedliche Weise.
Carsten Rohde ist Professor für Germanistik an der Sun Yat-sen University Guangzhou in China. Er studierte Germanistik, Geschichte und Nordamerikastudien in Bremen und Berlin. 2004 wurde er an der TU Berlin mit der Arbeit Spiegeln und Schweben. Goethes autobiographisches Schreiben promoviert. Die Habilitation erfolgte 2010 mit einer Studie zum Thema: »Kontingenz der Herzen. Figurationen der Liebe in der Literatur des 19. Jahrhunderts (Flaubert, Tolstoi, Fontane)«. Seine Forschungsschwerpunkte erstrecken sich vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart und umfassen neben Goethe und den Realismus unter anderem Poetiken des autobiographischen Schreibens sowie medien- und kulturwissenschaftliche Fragen. Zuletzt erschien von ihm die Studie Faust-Ikonologie. Stoff und Figur in der Bildkultur des 19. Jahrhunderts (2020).