Karin Flegel, Holger Stoecker, Barbara Teßmann
Koloniales Erbe aus dem Keller ans Licht. Zur Provenienz des Schädels eines Herero im Planetarium Potsdam
Nach dem Tod des Schriftstellers und Astronomen Bruno H. Bürgel (1875–1948)
geriet dessen Nachlass in den Bestand des Potsdamer Urania-Planetariums.
Durch Zufall wurde darin Ende 2017 ein menschlicher Schädel wiederentdeckt,
der die Bezeichnung »Herero« trägt. Die Bemühungen, diesem menschlichen
Überrest eine Rückkehr nach Namibia zu ermöglichen, sind bislang nicht abge-
schlossen. Seine Herkunft und Geschichte sind auf tragisch-bewegende Weise
mit deutscher Kolonialgeschichte verbunden. Die namibische Botschaft ver-
langte vor einer Rücknahme des Schädels die hinreichende Klärung seiner Pro-
venienz. Dies erfolgte durch eine anthropologische Befundung sowie eine histo-
rische Untersuchung der Erwerbungskontexte und Sammlungsgeschichte. Das
Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg ermöglichte die Finanzierung
eines entsprechenden Forschungsprojektes, das die beteiligten Wissenschaft-
ler:innen in diesem Vortrag vorstellen.
Karin Flegel leitet als Geschäftsführerin die Potsdamer Urania, die das Planeta-
rium mit der Bruno-H.-Bürgel-Gedenkstätte betreibt. Sie hat das Projekt zusam-
men mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste verantwortet.
Holger Stoecker ist Historiker, derzeit an der Universität Göttingen. Er forscht
über die Provenienz menschlicher Überreste und naturkundlicher Objekte aus
kolonialen Kontexten. Er verfasste im Projekt das historische Gutachten.
Barbara Teßmann ist Archäologin und Anthropologin. Sie arbeitet in verschie-
denen Projekten zur Analyse von Skeletten und Kremationsknochen sowie in der
Provenienzforschung zu menschlichen Überresten. Sie erstellte das anthropolo-
gisch-paleopathologische Gutachten zum Herero-Schädel.