Vortrag
Freitag, 14.12.2012, 10h

Rüdiger Zill

Intime Feiern – rauschende Feste. Zur Kultivierung der Gefühle

Fragt man nach einer Definition des Fests, dann erhält man durchaus unterschiedliche Antworten. Für die einen ist es eine Zeit des Rausches und der Ekstase, für die anderen eine der Innerlichkeit und Besinnlichkeit. Beides kann aber zutreffen, wenn man bedenkt, dass hier jeweils unterschiedliche einzelne Feste zum Paradigma des Feierns überhaupt genommen werden. Feste sind herausgehobene Zeiten, in denen unsere Gefühle auf exemplarische Weise kultiviert werden. Dabei besteht zwischen verschiedenen Festen eine Art gefühlsmäßige Arbeitsteilung. Neben den ekstatischen Events, die uns Entlastung vom Alltag versprechen, wie Karneval oder Silvester, treten die Feiern des Intimen, bei denen vor allem unsere Vorstellungen von Liebe und Innerlichkeit verhandelt werden (Geburtstage, Hochzeiten, Weihnachten), aber auch Inszenierungen des Stolzes (wie in nationalen Gedenktagen oder Siegesfeiern) und nicht zuletzt die Totenfeiern, die uns helfen sollen, Trauer und Schmerz zu bewältigen. Wie Gefühle während, aber auch im Umfeld der Feste zum Thema werden, soll exemplarisch an den intimen Festen, v.a. am Beispiel von Hochzeiten und von Weihnachten näher beleuchtet werden.

Rüdiger Zill, geb. 1958 in Berlin, studierte Philosophie, Geschichte und Soziologie in Berlin und London. 1994 Promotion in Berlin mit der Arbeit Meßkünstler und Rossebändiger. Zur Funktion von Modellen und Metaphern in philosophischen Affekttheorien. Von 1994 bis 1997 Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Dresden. Seit 1997 Wissenschaftlicher Referent am Einstein Forum, Potsdam. Zusammen mit Annalise Acorn Herausgeber der Zeitschrift Passions in Context. Ausgewählte Publikationen: Hinter den Spiegeln. Zur Philosophie Richard Rortys (Mit-Hrsg. 2001); Gestalten des Mitgefühls (Hrsg. 2006); Ganz Anders? Philosophie zwischen akademischem Jargon und Alltagssprache (Hrsg. 2007); Zum Lachen! (Mit-Hrsg. 2009); Metapherngeschichten. Perspektiven einer Theorie der Unbegrifflichkeit (Mit-Hrsg. 2011); Wahre Lügen. Bergman inszeniert Bergman (Mit-Hrsg. 2012).