Vortrag
Mittwoch, 12.2.2014, 19h

Hans Werner Ingensiep

Professor für Philosophie, Zentrum für Medizinische Biologie Universität Duisburg-Essen

„Ich, Darwin, freier Affe“. Überlegungen zur Philosophie der Evolution

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Wolfgang Lefèvre, Berlin

Das kognitive „Ich“ ist in der Philosophie seit Descartes und Kant als elementare Konstruktionsbedingung für „Wirklichkeit“ angesehen worden, steht heute aber – neuronal betrachtet – als Erkenntnisfundament ebenso infrage wie die „Freiheit“ als Handlungsfundament. Weder die klassische deterministische Perspektive kausaler Naturgesetze, noch eine Zufallsevolution durch natürliche Selektion im Zeichen Darwins erlauben von „Freiheit“ zu sprechen oder sie zu „erklären“. Aber biophilosophische Überlegungen zur Evolution der Tiere von der Amöbe bis zu den Primaten lassen die Spezies namens Homo sapiens dennoch als „freien Affen“ erscheinen. Offenbar sind nur Menschen so „frei“, die Umwelt, andere Organismen bis hin zu nichtmenschlichen Primaten ebenso zu kultivieren, zu zivilisieren oder zu moralisieren wie sich selbst. Warum eigentlich?

Hans Werner Ingensiep studierte Philosophie und Biologie an der Universität Bonn. 1983 Promotion, 1995 Habilitation an der Universität GHS Essen mit der Lehrbefugnis für Philosophie und Wissenschaftsgeschichte mit der Schrift Pflanzenseele, Tierseele und Naturverständnis. Studien zur Philosophie und Geschichte der Lebenswissenschaften von Empedokles bis Fechner. Zahlreiche Gastprofessuren im In- und Ausland; seit 2003 Professur am Institut für Philosophie der Universität Duisburg-Essen. Zuletzt erschien: Der kultivierte Affe. Philosophie, Geschichte, Gegenwart (2012).

Wolfgang Lefèvre war Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin.