Ching Kwan Lee
How China Rides the Waves of Crisis. Going Digital and Going Global
Die globale Finanzkrise von 2007-2008 und die etwa um dieselbe Zeit einsetzende Welle von Massenprotesten in Osteuropa und später auch in der arabischen Welt führte zu einem Umdenken in Chinas Entwicklungs- und Machtpolitik. Der dramatische Einbruch der ausländischen Nachfrage setzte der Ära des exportgetragenen Wachstums ein Ende und verursachte eine Akkumulationskrise, während gleichzeitig die Volksaufstände, die weltweit autoritäre Regime zu Fall brachten oder destabilisierten, das Gespenst einer Machtkrise heraufbeschworen. Chinas kommunistisches Regime reagierte mit zwei Großprojekten: globaler Expansion (unter Titeln wie „Neue Seidenstraße“, „Belt and Road Initiative“, „Go Out“, „Made in China 2025“ und „Chinesischer Traum“) und digitalem Autoritarismus (Plattform-Ökonomie und Herrschaft durch High-Tech-Überwachung). Ching Kwan Lee analysiert die Praxis dieser Strategien der chinesischen Elite und bewertet, wie effektiv sie inmitten eines neuen Kalten Kriegs und einer globalen Pandemie wirtschaftliches Wachstum und politische Kontrolle aufrechterhalten können.
Ching Kwan Lee ist Professorin für Soziologie an der University of California, Los Angeles. Sie ist Autorin einer Trilogie mehrfach preisgekrönter Bücher über den chinesischen Kapitalismus aus der Perspektive der Arbeiterinnen und Arbeiter. Gender and the South China Miracle: Two Worlds of Factory Women (1998) beleuchtet Organisationsformen von Gender und Arbeit in Fabriken in Hong Kong und Shenzhen zu einer Zeit, als Südchina zur Werkhalle der Welt wurde. Against the Law: Labor Protests in China’s Rustbelt and Sunbelt (2007) zeichnet die Auflösung bzw. Neuentstehung einer Arbeiterklasse in zwei chinesischen Regionen nach, die innerhalb ein und desselben Landes das Ende des Sozialismus bzw. den Aufstieg des Kapitalismus erlebten. The Specter of Global China: Politics, Labor, and Foreign Investment in Africa (2017) begibt sich auf die Spur chinesischer staatlicher Investoren in Sambia und vergleicht ihre Beziehungen mit afrikanischen Behörden und Angestellten mit denen privater Investoren aus anderen Ländern.
Kristin Shi-Kupfer ist Professorin für Sinologie an der Universität Trier and Senior Research Fellow am Mercator-Institut für China-Studien.