Stefan Kühl: Gewalt und Organisation. Erklärungen für Massentötungen in der modernen Gesellschaft


Vortrag
Donnerstag, 18.2.2016, 19h

Stefan Kühl

Professor für Organisationssoziologie, Universität Bielefeld

Gewalt und Organisation. Erklärungen für Massentötungen in der modernen Gesellschaft

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Wolfgang Knöbl, Hamburg

Warum waren während der Zeit des Nationalsozialismus so viele Deutsche bereit, sich an der Vernichtung der europäischen Juden aktiv zu beteiligen? Ausgehend von frühen organisationssoziologischen Ansätzen, u.a. von Niklas Luhmann, entwickelt Stefan Kühl die These, dass es ihre Einbindung in Organisationen des NS-Staats gewesen sei, die viele Menschen dazu gebracht habe, sich an Deportationen und Massenerschießungen zu beteiligen – und zwar unabhängig von den ganz unterschiedlichen Motiven, die sie ursprünglich zum Eintritt in diese Organisationen bewogen hatten. Kühl belegt seine These unter Einbeziehung der einschlägigen geschichtswissenschaftlichen und sozialpsychologischen Forschung, aber mit dem theoretischen Instrumentarium der Soziologie. Damit zeigt er auch, was diese wissenschaftliche Disziplin mit Blick auf das Thema zu leisten vermag.

Stefan Kühl (Jahrgang 1966) studierte Soziologie, Geschichtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft in Bielefeld, Baltimore, Paris, Chemnitz und Oxford. Er war an den Universitäten Bangui, Magdeburg, München, Hamburg und Venedig tätig. Seit 2007 ist er Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. Gesellschaftstheorie und Organisationssoziologie.