YouTube

By loading the video, you agree to YouTube's privacy policy.
Learn more

Load video

From Democracy to Plebiscites. Why Voting Dominates our Democratic Imagination


Onlineveranstaltung
Mittwoch, 26.5.2021, 19:00h

Greg Yudin

Professor of Political Philosophy, Moscow School of Social and Economic Sciences

From Democracy to Plebiscites. Why Voting Dominates our Democratic Imagination

Gesprächsleitung: Mischa Gabowitsch, Potsdam

Online via Zoom
Bitte hier registrieren.

 

Demokratie ist die Herrschaft des Volkes, und will man den Willen des Volkes ermitteln, so muss man eine Abstimmung durchführen. Diese Ansicht teilen heutzutage die Bürgerinnen und Bürger zahlreicher Staaten auf der ganzen Welt. Sie wird gestützt durch Demokratie-Indizes, die die Bedeutung freier und fairer Wahlen für die Unterscheidung zwischen Demokratien und Nichtdemokratien hervorheben. Politische Bewegungen von Italien bis zur Ukraine treten mit dem Versprechen an, die Demokratie zurückzuerobern, indem sie das Volk über alle wichtigen politischen Entscheidungen abstimmen lassen.
Doch wie kam es zu diesem weit verbreiteten Verständnis von Demokratie? Wurden doch seit Aristoteles Wahlen stets als oligarchische und nicht als demokratische Institution und die Herrschaft der Mehrheit als Entstellung des demokratischen Prinzips angesehen. Greg Yudin zeigt in seinem Vortrag, wie unsere Vorstellung von Demokratie latent durch eine Tradition geprägt ist, die ihren Ursprung im 19. Jahrhundert nahm und insbesondere in der Zwischenkriegszeit in theoretische Form gegossen wurde. Es handelt sich um die Doktrin der plebiszitären Demokratie, die aufgrund ihrer Assoziation mit den europäischen Diktaturen aus der öffentlichen Debatte verschwand, unsere Vision von liberaler Demokratie aber weiterhin prägt. Yudin rekonstruiert, wie dieser Doktrin zufolge plebiszitäre Regime Demokratie mit Monarchie und Diktatur kombinieren sollten, und argumentiert, dass solche Regime durch den Aufschwung digitaler politischer Technologien an Stabilität gewonnen haben. Schließlich fragt er danach, wie wir heute jenseits des Glaubens an Volksabstimmungen Demokratie verstehen können und welche tragfähigen Alternativen für demokratische Politik zur Verfügung stehen.

Greg Yudin ist Professor für politische Philosophie an der Moskauer Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Zu seinen Forschungsinteressen gehören die Demokratietheorie und die Wirtschaftsphilosophie, insbesondere die Nutzung von Meinungsumfragen als politische Technologie. Im Jahr 2020 erschien in russischer Sprache sein Buch Die öffentliche Meinung oder Die Macht der Zahlen. Er schreibt außerdem regelmäßig für große russische Medien wie die Webseiten Republic und The Project.

Veranstaltung in englischer Sprache