Michael Huber
Fähigkeit und Begrenzung. Neurobiologische und psychologische Gründe für emotionale Kälte und Wärme in zwischenmenschlichen Beziehungen
In der empirischen Psychosomatik spielt seit langem das Konzept der so genannten Alexithymie eine Rolle. Hierunter wird eine eingeschränkte Fähigkeit vieler Menschen mit psychosomatischen Störungen, z.B. chronischen Schmerzen, verstanden, einen emotionalen Gesichtsausdruck, eigene Gefühle oder die anderer Menschen differenziert zu benennen. Statt z.B. einer anhaltenden Angst werden oft nur körperliche Äquivalente bezeichnet: Anspannung, Schmerz, Stress, Herzbeschwerden usw. Zusammenhänge mit psychosozialen Faktoren werden so nicht wahrgenommen. Entwicklungspsychologische Untersuchungen zeigen, dass zwischen dieser scheinbaren emotionalen »Kälte« und frühen Bindungserfahrungen enge Korrelationen bestehen. Jüngste neurobiologische Erkenntnisse zu den sogenannten Spiegelneuronen erlauben höchst interessante Einblicke in die Funktionsweise zwischenmenschlicher emotionaler Kommunikation.
Michael Huber hat Humanmedizin, Psychologie und Philosophie an den Universitäten Hamburg und Münster/Westfalen studiert und ist ausgebildeter Psychoanalytiker. Er hat sowohl wissenschaftliche als auch praktische Erfahrung in den Bereichen der Neurologie und der Psychiatrie und habilitierte sich 1993 an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln mit einer Arbeit über multiparametrische Positronen-Emissions-Tomographie. Seit 1995 ist er im Bereich der Psychosomatik tätig; seit 2005 ist er leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Mainz. Seit einiger Zeit beschäftigt er sich intensiv mit der Diagnose der Alexithymie. Ausgewählte Publikationen: Alexithymie – Neurobiologische Befunde und Konzepte. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie (2001); (zus. m. C. Subic-Wrana, W. Thomas und K. Köhle) »Levels of Emotional Awarenes Scale (LEAS) – Die deutsche Version eines neuen Alexithymietests«, in: Psychotherapeut 46 (2001).