Inseln sind geografisch lokalisierbare Territorien. Zudem sind sie Vorstellungsräume, die ähnlich besetzt und metaphorisch aufgeladen sind wie der Wald oder Gebirge, etwa die Alpen. Anders als in der Literatur wurden Inseln erst im 18. Jahrhundert vermehrt ein Thema in der Kunst. Die künstlerische Inselentdeckung fällt damit mit dem Beginn des Kolonialismus und Tourismus zusammen. Von Anfang an stand die künstlerische Beschäftigung mit Inseln im Konflikt zwischen Ideal und Utopie einerseits und realen gesellschaftlichen und ökonomischen Machtverhältnissen andererseits. Inselreisende Künstler wie Paul Gauguin auf Tahiti oder Walter Spies auf Bali befanden sich so in einer ambivalenten Position zwischen der Suche nach künstlerische Autonomie und Freiheit und Verstrickungen in Kolonialismus und Tourismus.
Trotzdem bleiben Inseln ein privilegierter Projektionsraum für Utopien und Fiktionen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn ihr von Anfang an bildhafter, fiktionaler Charakter deutlich gemacht wird. Anhand von Andreas Gurskys 2007 entstandener Fotografie Dubai World II werde ich Inseln als Territorien und Möglichkeitsräume in der zeitgenössischen Kunst untersuchen.