Vortrag
Freitag, 30.1.2009, 14:45h

Felix de Mendelssohn

Psychoanalytiker, Wien

Desire Caught by the Tail, or: Why We Don’t Do It in the Road…

Ohne den Philosophen zu nahe treten zu wollen – die im allgemeinen den vernünftigsten Zugang zu Fragen der Sexualität und Moral haben, aber unglücklicherweise selten gehört werden –, so muss man doch sagen, dass die Theologen, die einst diesen Gegenstand im öffentlichen Diskurs besetzt hielten, diesen Platz an die Psychologen, Psychotherapeuten und den pharmazeutischen Internet-Spamern abgetreten haben. Guter oder schlechter Sex ist heute weniger eine Frage der Moral als vielmehr eine der Potenz, des gesundheitlichen Wohlbefindens oder bestenfalls der Reife, wie es zum Beispiel in Formulierungen wie »jemand sei zu einer reifen Beziehung fähig« anklingt. Mit anderen Worten: Es wird zu einem Problem der Entwicklung (die zum Beispiel eine befriedigende Lösung des Ödipus-Komplexes erfordert).
Für die heutige Psychoanalyse gibt es durchaus noch etwas zu gewinnen: Freud dachte, dass die Antike den Trieb selbst geadelt habe, beachtete das Objekt der Begierde aber wenig, während zu seiner Zeit das Objekt selbst höher geschätzt wurde als die einfache Lust darauf. Wie hat die gegenwärtig ungemein schnelle Zunahme medizinischer Sexualtechnologien diese Dialektik beeinflusst? Und wollen wir nicht immer noch wissen, was guter Sex ist und was schlechter?

Felix de Mendelssohn arbeitet als Psychoanalytiker und Gruppenanalytiker mit Lehrbefugnis in freier psychotherapeutischer Praxis und ist Abteilungsvorstand für Psychotherapeutische Schulen an der Sigmund-Freud Privatuniversität Wien.

Veranstaltung in englischer Sprache