Lecture
Tuesday, Jan 27, 2004, 7:00 PM
Einstein Forum, Am Neuen Markt 7, 14467 Potsdam

Uta Gerhardt

Professorin em. für Soziologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Der wahre Sieg der Alliierten. Die Reeducation Deutschlands als Modell

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Manfred Görtemaker, Potsdam

Die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 wurde in letzter Zeit häufig als Modell für die Transformation nachdiktatorischer Gesellschaften angesehen. Die Umerziehung der Deutschen nach dem Krieg, eine Art psychologische Entmilitarisierung, erscheint als der eigentliche Sieg der Alliierten. Im Detail weiß man aber heute in Deutschland wenig darüber. Wie sahen diese Programme aus? Welche Interessen standen hinter ihnen? Auf welche Widerstände stießen sie? Wie wurden sie umgesetzt? Bedeutsam erscheint die Reeducation, weil sie nicht einfach nur zwölf Jahre Nationalsozialismus zu bewältigen hatte, sondern ein Land, das nur wenige Jahre wirkliche Erfahrung mit der Demokratie hatte, von einer autoritären in eine moderne Gesellschaft umformen sollte. Erst wenn man sich die konkrete historische Situation und die tatsächlichen Programme und ihre Erfolge genauer ansieht, kann man beurteilen, inwiefern die Reeducation sich auch für ein Land wie z.B. den Irak eignet, inwieweit die USA selbst über ein erfolgreiches Konzept verfügt haben, das bei ihnen heute wieder in Vergessenheit geraten ist.

Uta Gerhardt war bis 2003 Professorin für Soziologie an der Universität Heidelberg. Sie hat sich vor allem mit der Begriffsbildung in der soziologischen Theorie (z.B. bei Georg Simmel, Max Weber und Talcott Parsons), aber auch mit der Soziologie des Faschismus und kulturellen Problemen der Nachkriegszeit beschäftigt. Weitere Informationen unter: http://www.soz.uni-heidelberg.de/content/3/475/