Verschwörungstheorien erleben aktuell einen Aufschwung, und vieles scheint darauf hinzudeuten, dass sie noch weitaus populärer und einflussreicher werden könnten. Angesichts eines Verschwörungstheoretikers im Weißen Haus und einer Partei im Deutschen Bundestag, die Verschwörungstheorien anhängt, scheint dies durchaus plausibel. Jedoch ist die Situation komplizierter. Wie der Vortrag darlegt, sind Verschwörungstheorien beim deutschen und amerikanischen Publikum nach wie vor mit einem Stigma versehen. Jedoch haben die zunehmende Bedeutung des Internets und andere Entwicklungen in beiden Ländern zu einer fragmentierten Öffentlichkeit geführt. Es haben sich Gegenöffentlichkeiten mit eigenen Experten und medialen Strategien herausgebildet, und in einigen von ihnen gelten Verschwörungstheorien wie in früheren Jahrhunderten einmal mehr als legitimes Wissen. Dies führt dazu, dass einige Teile der Öffentlichkeit über die bedrohlichen Auswirkungen von Verschwörungen, andere Teile über die bedrohlichen Auswirkungen von Verschwörungstheorien besorgt sind. Der Zusammenstoß dieser unterschiedlichen Öffentlichkeiten kann zum Verständnis der aktuellen, angeheizten Debatte beitragen, die nicht nur um Verschwörungstheorien kreist, sondern auch um die allgemeinere Frage danach, was als wahr gelten darf.