Vortrag
Dienstag, 4.12.2018, 19:00h

Sandra Richter

Professorin für Neuere Deutsche Literatur, Universität Stuttgart

Closer Reading, oder: Neue Methoden in den Geisteswissenschaften und ihre Hermeneutik

Gesprächsleitung: Prof. Dr. Steffen Martus, Berlin

Wer von Digital Humanities oder dem digitalen Zeitalter spricht, das aufgezogen sei, denkt an big data, an große Textmengen, die sich nun einfach per Mausklick durchforsten lassen. Distant reading heißt, verkürzt gesagt, der Begriff dafür. Doch die neuen Methoden in den Digital Humanities und die neuen Ansätze auch der empirischen Literatur- und Geisteswissenschaft legen zunächst das Gegenteil nahe: das genauere Lesen und Annotieren von Texten, die es überhaupt erst digital zu erschließen gilt. Anders gesagt: Neue Methoden bedienen sich – mehr oder minder bewusst – auch der Hermeneutik. Der Vortrag will diese spannungsreiche Verbindung an Beispielen darstellen und fragen, wie „alt“ und „neu“ in den Geisteswissenschaften zusammenkommen können.

Sandra Richter wurde 2003 am Fachbereich Sprach-, Literatur und Medienwissenschaft der Universität Hamburg habilitiert, lehrte von 2006 bis 2007 am King’s College in London und ist seit 2008 Professorin und Leiterin der Abteilung Neuere Deutsche Literatur I an der Universität Stuttgart. Ab 2019 wird sie als Direktorin das Deutsche Literaturarchiv in Marbach leiten. Neuere Publikationen: Lob des Optimismus. Geschichte einer Lebenskunst (2009); Mensch und Markt. Warum wir Wettbewerb fürchten und trotzdem brauchen (2012) und Eine Weltgeschichte der deutschsprachigen Literatur (2017).

Steffen Martus ist seit 2010 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er erhielt 2015 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis. Neuere Publikation: Aufklärung. Das deutsche 18. Jahrhundert – ein Epochenbild (2015).